this post was submitted on 27 Feb 2024
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Frag Feddit

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founded 3 years ago
MODERATORS
 

ZL;NG: Potential vom Fediverse bezüglich Filterbubbles und Echokammern.


Ich habe letztens jemandem erklärt, wie das Fediverse (insbesondere Lemmy als Beispiel) funktioniert.

Auch, wenn ich extra betont habe, wie cool (oder blöd, je nach dem...) ich es finde, dass ich alle möglichen Leute (z.B. Furries, Kommunisten, Sozialisten, alte Leute, junge Leute, Hundemenschen, Nazis, Katzenmenschen, Veganer, Linuxuser, etc.) dort antreffe, kam die Aussage, dass dieses ganze Prinzip von Föderieren und Deföderieren, aber auch das Ausblenden ganzer Communities und die "Macht" der Moderatoren, ja die Definition einer Filterblase zu sein scheint.


Heute hab ich mal in die Blockliste von Feddit.de reingeschaut.
Eigentlich alles, was ich dort gesehen habe, war Scheiße, die ich echt nicht (besonders auf täglicher Basis) sehen will, z.B. Faschistenmüll (lemmygrad), Pornografie, usw.
Da bin ich den Seitenadmins auf jeden Fall schon mal für die Vorauswahl dankbar und finde, dass es eine recht vernünftige Aussortierung ist, die einen Grundpfeiler einer halbwegs zivilisierten Diskussion und Kultur darstellt.

Wenn ich mir jetzt aber beispielsweise die Blockliste (und Mentalität) von Lemmygrad ansehe, sind die aber schon deutlich heftiger unterwegs, mit ganz klaren Regeln, wer mit wem wie reden darf und für welchen Mist man gebannt werden kann. Faschos, die halt Faschodinge machen, wen wundert's...

Aber selbst da: wenn ich mir dort einen Account erstellen würde, wie sehr werde ich dann weiter radikalisiert und versumpfe weiter in meiner Bubble, wenn ich empfänglich dafür bin?

Und auch anders herum: hier auf Feddit und ähnlichen Seiten ist auch nicht das ganze Spektrum der Bevölkerung (oder Instanzen) abgebildet, und ich bin mir auch bewusst, dass wir hier ebenfalls eine kleine Bubble aus (übertrieben gesagt) links-grünen ITlern haben, während das rechte Stammtischgelabere unserer Eltern eher auf Facebook stattfindet.

Selbe Frage: Wie sehr würde ich, wenn theoretisch alle möglichen Bevölkerungsschichten hier vorzufinden wären, in einer Bubble landen?

  • Gar nicht, weil es keinen Algorithmus gibt?
  • Oder würden wir uns alle trotzdem radikalisieren/ isolieren, weil jede rechte Aussage auf einer linken Instanz beispielsweise gedownvotet wird und die dementsprechenden Leute auf eine andere Instanz abwandern?
  • Wie sehr begrüßt ihr es, dass gewisse "Idioten" (ich weiß nicht, wie ich die sonst bezeichnen soll), mit denen man ohnehin nicht mehr vernünftig reden kann, aus dem Gespräch ausgeschlossen werden?
  • Wie unterscheidet es sich von anderen Plattformen, wie YouTube, Instagram, und co.?
    Wenn ich auf YT z.B. ein Schwurbelvideo anklicke, wird einem direkt die ganze Startseite damit vollgemüllt. Trifft man hier auf mehr und diversere Meinungen, selbst, wenn man es aktiv nicht möchte?
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[–] [email protected] 25 points 8 months ago (1 children)

Ich denke Filterblasen entstehen ganz von alleine, egal ob aktiv gefiltert wird oder nicht. Man sucht sich die Communities, Gruppen, Stammtische, Freunde danach aus, wo man sich wohl fühlt. Das filtert man mit der Zeit von sich aus.

[–] [email protected] 4 points 8 months ago (1 children)

Dito - aktuell bin ich auf „Lokal“ und „Alle“ unterwegs. Noch gibt es zu viel Neues unter „Alle“ zu sehen und zu wenig schlimmes um auf „Abonniert“ zu wechseln.

Wenn hier Lemmy viel größer wird, werde ich evtl auch eher bei Abonniert landen, weil mir zu viel „Müll“ bei alle enthalten ist. Dann hab ich auch meine kleine Bubble. Unterschied ist halt nur, dass ich hier eher steuern kann, was der Algo mir vorsetzt, während die anderen Seiten eher eine Vorauswahl treffen.

[–] [email protected] 1 points 8 months ago (1 children)

Echt? Alle ist mir schon auf meiner kleinen Instanz zu viel x

[–] [email protected] 1 points 8 months ago

Ich muss ja nicht dauernd und alles lesen - und 1-2 Communities, die mir massiv den Feed zugespammt haben sind auf meiner persönlichen Blockliste gelandet, dann sehe ich die nicht

[–] [email protected] 14 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Ich würde behaupten, dass man sich im Fediverse genau so in Filterblasen und Echokammern begeben kann wie im klassischen Social Media.

Das Fehlen eines Algorithmus sorgt aber vielleicht dafür, dass man nicht ganz so leicht in eine Filterblase gelangt und dass man es eher mitkriegt. Wer sich auf Lemmygrad einen Account erstellt, dürfte in den meisten Fällen genau wissen, was er/sie tut. Auf Facebook und Co gelangt man viel allmählicher dort hinein und ohne die Veränderung allzu bewusst wahrzunehmen. Es nutzen schließlich alle Facebook, daher wird das, was alle auf Facebook denken wohl die allgemeine Mehrheitsmeinung sein.

Andererseits kann man sich im Fediverse vielleicht noch effektiver abkapseln. Das würde sonst aber über Foren, Telegram Gruppen, etc genauso gut gehen.

Nachtrag: Im Fall von Lemmygrad vermute ich allerdings, dass sich die meisten Mitglieder nicht dort radikalisiert haben, sondern schon mit ihren Meinungen dort angekommen sind. Lemmygrad hat die Radikalisierung bloß weiter bestärkt bzw verhindert ein Verlassen der Blase.

[–] [email protected] 10 points 8 months ago

Ja ich denke, dass das Fediverse Filterbubble und Echokammern ermöglicht, aber durch einen anderen Mechanismus als die typischen sozialen Netzwerke von heute. Dies geschieht durch die Interaktion von Administrator, Moderator und Community und nicht durch einen Algorithmus. Tatsächlich scheinen die Algorithmen, die ich auf Lemmy sehe, eine gute Vielfalt an Meinungen darzustellen, nicht nur die beliebtesten. Meine Erfahrung liegt nur in der Anglosphäre von Lemmy.

[–] [email protected] 10 points 8 months ago

"weil jede rechte Aussage auf einer linken Instanz beispielsweise gedownvotet wird "

nur zu diesem einen Aspekt: ich glaube, dass Downvotes auf Lemmy keine so große Rolle spielen (wie wahrscheinlich auf Reddit, was ich aber nicht kenne), weil das zum einen nur eine mögliche Sortierlogik ist, wie man sich die Beiträge anzeigen lassen kann (ich habe die Grundeinstellung auf neueste zuerst, so dass mir auch ggf. downgevotete Posts oben angezeigt werden und die Downvotes mir idR gar nicht direkt auffallen).

Zum anderen weil Lemmy eben Teil des Fediverse ist und wenn man Beiträge von anderen Fediverse-Accounts aus sieht oder auch selbst erstellt, werden die Downvotes bei den meisten weder angezeigt, noch gibt es eine Benachrichtigung darüber (bei Upvotes schon), noch kann man selbst downvoten. Das gilt u.a. für die meisten Microblogging-Softwares wie Mastodon, Misskey usw.; mW können nur Friendica und Hubzilla Downvotes sowohl vergeben als auch anzeigen.

[–] [email protected] 9 points 8 months ago (1 children)

dass dieses ganze Prinzip von Föderieren und Deföderieren, aber auch das Ausblenden ganzer Communities und die “Macht” der Moderatoren, ja die Definition einer Filterblase zu sein scheint.

"Filterblase == schlecht" hängt von der Vorstellung ab das ein faktenbasierter Diskurs möglich und sinnvoll ist.

Es gibt sehr viele Dinge die ich nicht sehen und nicht diskutieren will, weil ich den Mist 15 Jahre sehe und sich an den Argumenten und Positionen rein gar nichts geändert hat. Es ist zum Beispiel absolut sinnlos für oder gegen Atomkraft oder Gentechnik zu argumentieren, wenn das jeweilige Gegenüber meint eine "faktenbasierte Meinung". Das sind relativ gute Beispiele weil es sich da wenigstens um Technik und Naturwissenschaft geht, aber das Prinzip ist das gleiche bei Politik.

Wie sehr begrüßt ihr es, dass gewisse “Idioten” (ich weiß nicht, wie ich die sonst bezeichnen soll), mit denen man ohnehin nicht mehr vernünftig reden kann, aus dem Gespräch ausgeschlossen werden?

Sehr. Ich finde es auch total fair wenn jemand diese Meinung mir gegenüber hat.

Ich rede gerne auch mit Leuten die nicht meiner Meinung sind, aber es muss sinnvoll sein. Und wenn jemand meint er will mit mir kategorisch gar nicht reden ist das auch ok. Ich kann keinen Dialog erzwingen.

[–] [email protected] 5 points 8 months ago

Du hast doch gar keine Ahnung und bist im Unrecht! Ich bin Experte im Expertensein und daher hat meine Meinung mehr Gewicht du Tölpel! (/s)


Danke für deinen Kommentar! Sehe ich irgendwie genauso. Hab ihn mal geupvoted, weil ich denke, dass er auf jeden Fall zu dem Gespräch beiträgt. :)

Ich bin jemand, der liebend gerne über alles mögliche diskutiert, und ich musste in den letzten Jahren auch lernen, dass viele Online-Diskussionen einfach keinen Sinn machen.
Wenn ich denke, dass ich damit auf offene Ohren stoße, dann lass ich meine Meinung und Argumente gerne raus, aber bei manchen Leuten bringts einfach nichts, so schade es auch ist. Daher sind viele Themen einfach Zeitverschwendung.

Ich persönlich "weiß, dass ich nichts weiß", aka. ich bin mir meiner eigenen grenzenlosen Dummheit bewusst und habe sie akzeptiert.
Ich versuche, jedem zuzuhören und was zu lernen, aber so leben leider die wenigsten.
Wenn man weiß, wie dumm man ist, lebts sich deutlich einfacher und Gespräche werden konstruktiver/ interessanter, weil die Leute dann nicht von einem gewissen "Grundwissensschatz" ausgehen und ihren Standpunkt ausführlicher erläutern, was vielen Missverständnissen vorbeugt.

[–] [email protected] 9 points 8 months ago* (last edited 8 months ago) (2 children)

Naja, ich würde sagen wir können diese Arten von Filtern nicht alle in einen Topf werfen... Es ist ein großer Unterschied ob ein Algorithmus mir vorsortiert, welche Informationen mir ausgespielt werden, oder ob mir kuratierte Inhalte dargestellt werden. Oder ich Inhalte abonniere.

Meines Erachtens ist es nicht sinnvoll soetwas wie den Mastodon "All"-Feed anzuschauen. Für den Nutzer ist das nur Müll, 500 Beiträge hintereinander die keine Relevanz für diesen spezifischen Nutzer haben, und dann vielleicht ein interessanter Text.

Die Frage ist also nicht ob wir Filtern, sondern: wie.

Ich halte die Filterblasen für sehr gefährlich für die Gesellschaft. Hier ist es teilweise schon unbequem, dass es manchmal keine objektiven Fakten mehr gibt, sondern jeder sich seine Welt selber zusammenbastelt. Wie es aussieht wenn 50:50 der Bevölkerung nicht mehr richtig miteinander Reden können, sehen wir in Amerika.

Algorithmen sind beliebt bei den Nutzern und einfach. Man muss nichts abonnieren, nicht nachdenken und bekommt seine Weltsicht bestätigt. Deswegen funktioniert TikTok so gut und YouTube orientiert sich auch schon lange nicht mehr wirklich an den eingestellten Abonnements (außer man klickt explizit darauf).

Aus meiner Sicht scheint das Fediverse viel diverser zu sein als viele andere Plattformen. Aber das liegt nicht unbedingt am Design das das begünstigt. Und hauptsächlich sind hier auch technik-affine deutsche und amerikanische Männer. Zusammen mit ein paar Meme-lords und komischen Menschen mit seltsamen Ansichten zu Politik und Gesellschaft...

Aber auch viele nette Menschen, ich verbringe hier gerne ein wenig Zeit. Höre zu und Diskutiere. Im Großen und Ganzen ist es hier ganz nett und ich finde es geht grob in die richtige Richtung. Ich würde mich aber auch über eine Plattform freuen, die "Menschen verbinden" in einer Art ins Software-Design eingewebt hat, so dass speziell nettes Verhalten und gute Kommunikation begünstigt wird.

[–] [email protected] 3 points 8 months ago

Sehr schön geschrieben, danke!

[–] [email protected] 2 points 8 months ago (1 children)

Ich würde mich aber auch über eine Plattform freuen, die "Menschen verbinden" in einer Art ins Software-Design eingewebt hat, so dass speziell nettes Verhalten und gute Kommunikation begünstigt wird.

Da finde ich tatsächlich das Mastodon-Design gar nicht verkehrt. Also es ist eben alles mehr auf Personen statt auf Inhalte ausgerichtet. Das hat natürlich auch Nachteile, aber ein großer Vorteil ist, dass die Person hinter den Kommentaren viel greifbarer ist.

Dass man eben irgendwie sieht: Ah okay, Papa von zwei Kindern, dann wird das vielleicht ein Missverständnis sein, was hier im ersten Moment wie eine derbe Aussage klingt. Also ist halt in der Regel so, dass wenn man eine Person hinter einer Meinung erkennt, dass man reflektierter antwortet.

Insbesondere ist es dadurch auch für alle einschätzbar, ob die Person Fachexperte oder Laie ist. Hier auf Lemmy muss immer alles im Zweifel bis in's Detail zerlegt werden, weil es sonst jemand als Fachmeinung auffassen könnte. (Also es sei denn, man merkt ausführlich an, dass man kein Experte ist, aber machen auch nicht immer alle.)

Und was auf Mastodon auch cool ist, ist dass man den Leuten ein Sternchen geben kann, wenn man ihren Beitrag gut fand oder auch einfach ihre Antwort gelesen und akzeptiert hat.

Und dass es kein Downvote in dem Sinne gibt. Wenn man anderer Meinung ist, muss man antworten und erklären warum. Dadurch entsteht eine Diskussion und meistens kommt man mindestens zu einem gemeinsamen Verständnis, warum man verschiedene Perspektiven hat.

[–] [email protected] 2 points 8 months ago* (last edited 8 months ago) (1 children)

Ja, Mastodon ist schon sehr anders als Lemmy. Ich bin irgendwie selber mit diesen Kurznachrichten-Diensten nie warm geworden.

Ich weiß, dass es bisher auf Twitter genug Flame-Wars gab und wütende Horden an Menschen die gerne Hexenverbrennung betreiben (Leute "cancel"en etc). Also das Format selbst denke ich lässt alles zu. Mastodon habe ich auch deutlich freundlicher wahrgenommen. Wahrscheinlich kommt man auch eh nicht dorthin um Stunk zu machen, deswegen gibt vielleicht das Problem sowieso nicht in dieser Ausprägung. Aber das ist nur meine Spekulation.

Neben den Filterblasen sehe ich 2 größere Probleme:

a) Alternative Plattformen ziehen auch verstärkt verhaltens-auffällige Personen an. Ganz einfach weil sie auf den "Normalo"-Plattformen herausgeschmissen werden, sich zwangsweise irgendwann nach Alternativen umsehen werden nach dem Perma-Ban, und ein Teil dann bei uns landet. Das gilt für Schwurbler, Faschisten, ... Das ist Teil des natürlichen Laufes der Dinge und IMHO bleibt uns nichts übrig als dies kleinzuhalten und gleichzeitig zu fördern, dass Leute aus den richtigen Gründen hierhin kommen.

b) Menschliche Psychologie. Und da weiß ich nicht ob ich der Meinung mit den "Down-Votes" da zustimmen möchte. Es ist ohnehin so, dass widersprechen einfacher ist als einen fundierten, positiven Kommentar zu schreiben. Ich erwische mich auch häufig dabei beim durch-scrollen genau dort anzuhalten wo ich nicht Einverstanden bin und darunterschreibe, dass ich das für Falsch halte. Aber ich scrolle an 5 Beiträgen vorbei, wo ich etwas Positives hätte beitragen können. Das hat mich aber nicht emotional gemacht und außerdem wäre es aufwändiger gewesen dort etwas zu zu schreiben. Ich denke Konzepte wie Down-Votes nehmen da etwas den Druck raus, dann klicke ich kurz auf Daumen-nach-unten und konzentriere mich vielleicht auf etwas Konstruktives. Aber es gibt natürlich auch Probleme mit dem Konzept.

Insgesamt empfinde ich diese Reaktions-Emojis als recht sinnvoll. Das führt dazu, dass nicht jeder den gleichen kurzen Kommentar darunterschreibt und alles vollmüllt, sondern Platz für längere Kommentare mit mehr Qualität freigehalten wird. Viele Plattformen haben sich ja schon in diese Richtung entwickelt und dort kann ich auch einen Große-Augen-Emoji, oder einen Kotz-Smiley hinterlassen. Oder eine Rakete wenn jemand auf Github abgeht wie eine Rakete (im positiven Sinne). Das hilft natürlich Lemmy wiederum nicht, die Beiträge nach Beliebtheit zu sortieren...

[–] [email protected] 2 points 8 months ago (1 children)

Bei Mastodon gibt's da auch so eine ganz komische Dynamik. Bis vor ca. zwei Jahren, war es eine Plattform zum Quatschen. Dann hat ein Elon Musk Twitter sukzessive zerstört, wodurch immer wieder Wellen an Usern rübergeschwappt sind.

Und viele dieser User wollten keine Gespräche führen, sondern *Dinge* verkünden. Entweder weil sie eine Organisation sind und quasi wirklich das als Newsletter nutzen. Oder weil sie Wannabe-Promis sind.

Und das war aber nicht nur so, weil irgendwie die Twitter Kultur anders war, sondern umso mehr User auf Mastodon waren, umso mehr hat es sich gelohnt, dort *Dinge* zu verkünden.

Und mit den Verkündigungen, den Organisationen und den Wannabe-Promis kommen dann eben auch Shitstorms über selbige...

Sonst stimme ich dir zu. Bei den Downvotes gibt's eben das Problem, dass wenn da "-2" steht, dann fangen Leute an schneller Downvote zu drücken, ohne wirklich über deinen Kommentar nachzudenken.
Und wenn dann da "-23" steht, dann kommen plötzlich auch die dümmsten Trolle, die nichtmal versuchen deinen Kommentar zu verstehen, dir aber krampfhaft mitteilen müssen, dass du total doof bist.

Gibt dann Plattformen, die die Downvote-Zahl unsichtbar machen, aber da fehlt es dann wieder an Feedback, dass man mit dem Downvote irgendetwas bewirkt, so dass dann dein Punkt quasi wieder ausgehebelt ist.
Also ja, echt nicht so einfach...

[–] [email protected] 1 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Ja. Ich hab in der Zeit auch mit großer Verwunderung irgendwelche Podcasts gehört (/Artikel gelesen) wo irgendwelche Journalisten oder andere Persönlichkeiten beschrieben haben, wie sie alle Mastodon ausprobiert haben und die Stimmung dort ganz anders / "komisch" war und sie wieder zurück zu Twitter/X gekehrt sind...

Scheinbar war die Erwartung einen Eins-zu-Eins Klon vorzufinden. Und keine Bereitschaft sich anzupassen,... vielmehr kein Verständnis, dass das was sich anders anfühlt sogar Besser sein könnte und sie ja aus einem Grund etwas austesten, das nicht genau Twitter ist.

Zumindest von den Journalisten hätte ich da mehr Reflektiertheit erwartet. Aber ich finde es durchaus sehr beeindruckend und gut, dass die Mastodon-Gemeinschaft standhaft geblieben ist und sich nicht verbiegen lassen hat.

Das mit den Up-/Down-Votes habe ich hier schon mehrfach diskutiert. Ich denke der große Wurf steht noch aus, aber meine Meinung ist, dass so eine Plattform von Grund auf ganz anders aussehen müsste. Ich sehe nicht wie man dieses Wertungssystem so anpassen könnte, dass es ausnahmslos gut funktioniert. Da müsste eher etwas detaillierteres und ausgefuchsteres her. Die Idee mit den Menschen statt Beiträgen finde ich gut. Ich würde gerne Personen hier markieren können, alleine für mich, damit ich mehr lese von Personen die ich mag, und Inhalte von Leuten über deren regelmäßigen Müll ich mich schoneinmal aufgeregt habe einfach ganz unten einsortiert werden... Ich finde Blocken da oft auch nicht direkt angemessen oder feingranular genug.

Aber leider können wir das alles nicht in nächster Zeit von Lemmy erwarten. Die Entwickler haben schon oft genug klargemacht, dass sie zu viel zu tun haben um sich um soetwas zu kümmern. Und manche revolutionäre Konzepte wurden auch schon ausprogiert, teilweise in seltsamen Crypto-Projekten oder "free-speech" Plattformen, das hat aber meist nur Trolle, Rechtsradikale und/oder Verhaltensauffällige angezogen und meines Wissens gibt es bisher keinen besseren Vorschlag der sich in der Realität bewiesen hätte.

[–] [email protected] 7 points 8 months ago (1 children)

Der wesentliche Unterschied für mich ist, dass man als User im Fediverse die Kontrolle über seine Blasen hat.

Blasen sind grundsätzlich nichts Schlechtes, ich kann z.B. wenig mit Tipps zum Häkeln anfangen und, sollte mal eine Community dazu öfter im All Feed vertreten sein, blockiere ich sie einfach. Genauso wie ich Communities, die mich interessieren, abonniere.

Ich betrachte sogar das Vorsortieren der föderierten Instanzen durch die Admins einer Instanz als kontraproduktiv zum Konzept, dem User die Kontrolle zurückzugeben. Aber in der realen Welt hat das mehr Vorteile als Nachteile; es gibt ja auch Instanzen, die keinerlei andere Instanzen sperren, wenn das dem User wichtig ist.

Kritischer sehe ich da schon die Macht, die man damit den Admins einer Instanz gibt: Wenn ein User nicht aktiv mehrere Accounts auf mehreren Instanzen betreibt und ab und zu über den Tellerrand hinausschaut, sieht der User einer Instanz eben nur das, was die Admins in ihrer subjektiven Sichtweise als akzeptabel empfinden.

Die meisten Leute hängen an ihren Accounts, und das aus gutem Grund: Ein neuer Account wird häufig nicht so ernst genommen und nach einer Zeit assoziieren sich viele auch mit ihrem Account, sei es nun wegen lustiger Internetpunkte oder der Tatsache, dass der Account in den besuchten Communities bekannt und respektiert ist.
Da ist die Schwelle, sich nach einer Änderung der deförderieren Instanzen bei der eigenen Instanz, seine Identität woanders neu aufzubauen, häufig sehr hoch.

Wieder in der realen Welt angekommen, ist diese Vorsortierung bekannter Instanzen, die nun subjektiv oder objektiv gesehen mehr schlechtes als gutes in die Welt posaunen, für fast alle Instanzen notwendig; sei es nun aus rechtlichen/moralischen Gründen oder weil die freiwillige Manpower zur zeitnahen Moderation fehlt.

[–] [email protected] 0 points 8 months ago (1 children)

So weit ich weiß, kann man seinen Fediverse-Account auch auf andere Instanzen transferieren

[–] [email protected] 2 points 8 months ago (1 children)

Lemmy kann das nicht und die Entwickler haben bisher noch kein Interesse oder überhaupt Verständnis dafür gezeigt.

[–] [email protected] 1 points 8 months ago

Oh shit, stimmt. Zumindest bei Pixelfed gings, daher dachte ich, dass man das da auch kann. Wieder was dazugelernt.

[–] [email protected] 5 points 8 months ago

Schwierig, als Betreiber habe ich da eine bisschen andere Sicht auf die Dinge. Ich blockiere alles, was mir gefährlich werden könnte, also strafbares. Ansonsten überlasse ich das Blocken den Usern, eins der Ziele des Projekts ist nämlich, das die User selbstbestimmt handeln können..

[–] [email protected] 5 points 8 months ago* (last edited 8 months ago) (1 children)

Zum Thema: die Natur des Feeds, ein konstanter Strom von links die einen interessieren könnten, erzeugt schon eine Blase. Du lässt dir zeigen was deinen Interessen entspricht, und blockierst Dinge die du nicht magst oder schlicht uninteressant findest. Das ist mittelfristig immer deine eigene persönliche gefilterte "weltsicht". Dass Lemmy und davor reddit themenorientierte communities etabliert haben wie man sie früher nur in Foren fand, tut sein Übriges, was aber nicht unbedingt schlecht ist finde ich. Man muss sich nur immer bewusst sein dass man gerade in einem nischenforum auf einer nischenplattform unterwegs ist, und die Demographie ganz eindeutig nicht aussagekräftig ist für die Gesellschaft.

Angrenzend ans Thema: persönlich bin ich strikt gegen Admin- bzw. Besitzervorauswahl durch defederation. Ich habe mehrfach meine Instanz gewechselt bis ich auf meine jetzige gestoßen bin, welche außer illegalem content und meta nichts defederated hat. Das Konzept der Vorzensur finde ich insgesamt höchst bedenklich. Ich möchte meine (Block-)Auswahl gern selbst treffen in dem Wissen dass der content in meinem Feed tatsächlich alle federated Instanzen umfasst.

[–] [email protected] 1 points 8 months ago

Genau deshalb hatte ich meine eigene Instanz gebaut.

[–] [email protected] 2 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Die Gefahr von Echokammern und Radikalisierung hast du auf Lemmy genauso wie auf anderen Platformen.

  1. Communities können frei erzeugt werden
  2. Personen treten unbeschränkt von weltweit bei

Und schon können sich Nischen treffen und wohlfühlen und vermehren.

Unterscheiden tut es sich dadurch das die Platform selbst nicht global agiert, sondern Instanzen darüber Kontrolle haben welche anderen Instanzen sichtbar und zugreifbar sind. Dadurch können Einfallstore in fragwürdige oder radikale Gruppen besser verhindert werden, weil allgemeine Benutzer dem Ködermaterial nicht ausgesetzt sind.

[–] [email protected] 1 points 8 months ago

Feddit löst definitiv nicht das problem von Echokammern. Es ist weniger extrem als auf Plattformen die profitorientiert sind, da hier nicht alles optimiert werden muss um Menschen möglichst lange hier zu halten. Aber auch hier, selbst-segregieren sich die Menschen gerne und bleiben lieber unter gleichgesinnten. Allerdings muss man sagen, das es dafür einfach keine gute Lösung gibt - außer extrem strikte moderation des Diskurses, die aber die Interaktion und den Spaß and dem ganzen für viele zerstören würde.

[–] [email protected] -1 points 8 months ago

Aber selbst da: wenn ich mir dort einen Account erstellen würde, wie sehr werde ich dann weiter radikalisiert und versumpfe weiter in meiner Bubble, wenn ich empfänglich dafür bin?

als jemand der auf hexbear radikalisiert wurde kann ich dir sagen nicht sehr. Es gab letztens dort einen riesenbohei über deföderation von lemm.ee Die meisten user waren für die föderation da die liberale die sich dahin verirrten für allgemeine belustigung sorgten.

Letzten endes hat dann aber der schutz der transspaces schwerer gewogen. Viele hexbears und auch lemmygrad benutzer unterhalten aber konten woanders im fediverse, ich habe mein konto hier auch behalten.