this post was submitted on 25 Jul 2024
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Der Direktversender Shein flutet den Weltmarkt mit billiger Ultrafast Fashion aus China. Doch manches schnelle Schnäppchen strotzt nur so vor giftigen Chemikalien, wie unser Test zeigt. Zwei Drittel der Shein-Artikel fallen durch.

  • Im Test: 21 Kleidungsstücke für verschiedene Altersgruppen – fünf für Damen und je vier für Männer, Teenager und Babys. Zusätzlich bestellten wir für jede Altersgruppe auch ein Paar Schuhe.
  • Die meisten Shein-Produkte rasseln durch den Test. Die beste Note lautet "ausreichend".
  • Kritik gibt es für diverse Schadstoffe, darunter Antimon, Dimethylformamid, Blei, Cadmium, verbotene Phthalate, Naphthalin und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
  • Besonders ärgerlich: Anbieter Shein zeigte sich völlig intransparent, was die sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen angeht.

[...]

Stoffe können Kind im Mutterleib schädigen

Fassungslos gemacht hat uns, was das Labor in diesen Shein-Sandalen für Damen an verbotenen Phthalaten nachgewiesen hat: Der Gehalt übersteigt den ohnehin nicht allzu strengen REACH-Grenzwert um das 15-Fache.

Die im Test gefundenen Phthalate stehen im Verdacht, Fortpflanzungsorgane zu schädigen und wie ein Hormon zu wirken, die Verbindungen können laut EU-Einstufung das ungeborene Kind im Mutterleib schädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Man mag sich nicht die Schwangere vorstellen, die diese Fußbettsandalen ohne Socken trägt. Zumal laut Labor noch mehr Schadstoffe im Material stecken: krebsverdächtiges Naphthalin etwa oder Dimethylzinnchlorid. Zweites gehört zu den Zinnorganika und steht laut EU-Einstufung im Verdacht, das Kind im Mutterleib zu schädigen.

[...]

Shein-Sandalen nach Materialtest kaputt

Eines ist deshalb fast tröstlich: Allzu lange werden die Schuhe nicht mit den Füßen ihrer Käuferinnen und Käufer in Kontakt sein. Zumindest dann nicht, wenn sie beabsichtigen, darin zu gehen.

Denn im Materialtest brach die linke Sohle der Damen-Leopardenschlappen schon nach rund 14.000 simulierten Schritten. Bei den Herren-Sandalen von Shein im Test waren beide Sohlen bereits nach 5.700 Schritten hinüber. Würde man also die häufig empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag darin gehen, wäre bei diesem Produkt schon nach gut einem halben Tag Schluss.

Das ist besser so für die Gesundheit, aber fatal für die Umwelt: Schließlich kam dieser giftige Schrott – wie alle Shein-Produkte – per Flugzeug nach Deutschland.

[...]

Woher kommt die Kleidung von Shein?

Shein hat seinen Hauptsitz inzwischen in Singapur, lässt seine Mode jedoch in rund 5.000 chinesischen Betrieben zusammennähen: Das ist auch schon so ziemlich alles, was das Unternehmen selbst über seine Produktion preisgibt. Gerade die Modeindustrie ist für ihre schlechten Produktionsbedingungen jedoch berüchtigt, und wir hätten darum gern sehr viel mehr gewusst über die Lieferkette der Shein-Mode.

Also schickten wird dem Unternehmen zu jedem einzelnen Produkt einen umfangreichen Fragebogen: Darin baten wir zum Beispiel um Auskunft darüber, ob Shein in allen Produktionsstufen für faire Bezahlung und die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen sorgt und in der Stoffproduktion die zulässigen Chemikalien reglementiert.

Und natürlich: Ob die verwendete Baumwolle von Feldern in Yinjiang stammt, wo nach Angaben der Vereinten Nationen noch rund eine Million muslimischer Zwangsarbeiter in Arbeitslagern schuften.

top 18 comments
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[–] [email protected] 26 points 3 months ago (2 children)

Nein! Da konnte ja niemand damit rechnen...

[–] [email protected] 18 points 3 months ago (1 children)

Spekuliert wird darüber viel, aber handfeste Nachweise dafür gab es meines Wissens noch nicht viele. Ich unterstütze alles, was diese ökologisch und verbraucherrechtlich untragbaren Portale in Misskredit bringt.

[–] [email protected] 10 points 3 months ago (2 children)

Wäre ja schön, wenn es sie nicht nur in Misskredit bringt sondern auch durch solche Nachweise zu entsprechenden Konsequenzen kommt. Der Kunde als Ganzes wird sicher nicht freiwillig auf seine Einmal-Wegwerf-Klamotten verzichten. Ist doch so schön billig.

[–] [email protected] 3 points 3 months ago

Das wäre mir auch am liebsten. Bis dahin hoffe ich auf den Wish Effekt und dass sich irgendwann das Meme durchsetzt, was für Schrott man da bekommt.

[–] [email protected] 3 points 3 months ago* (last edited 3 months ago)

Ne, wenn meine Schuhe nach einem Tag kaputt sind und ich neue brauche dann wird das Recht teuer...

[–] lemmylommy 1 points 3 months ago (1 children)
[–] [email protected] 1 points 3 months ago
[–] [email protected] 10 points 3 months ago (1 children)
[–] [email protected] 1 points 3 months ago (1 children)

Mild schockierter Kapitän Johannes-Lucas Bildkunsd.

[–] [email protected] 1 points 3 months ago* (last edited 3 months ago)

~~Das klang aber eher nach Kapitän Schellfisch.~~

[–] [email protected] 10 points 3 months ago

Ein weiteres Beispiel, dass Lieferkettengesetze notwendig sind und einen Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen bringen würden.

Win für Verbraucherschutz
Win für Menschenrechte
Win für Umwelt
Win für heimische Wirtschaft

Dagegen: FDP, CDU/CSU, AfD

[–] [email protected] 9 points 3 months ago (3 children)

Was ist eigentlich aus diesem lustigen Lieferkettengesetz geworden?

[–] [email protected] 8 points 3 months ago

*hust* FDP *hust*

[–] [email protected] 5 points 3 months ago

Würde das hier greifen? Es kauft ja der deutsche Endverbraucher selber bei Shein ein, ein deutsches Unternehmen ist nach meiner Kenntnis nicht involviert.

Das Gesetz regelt doch jedoch das Verhältnis des hiesigen Unternehmens zu seinen globalen Zulieferern und macht ihn für deren "Verhalten" verantwortlich. Wenn sich irgendein Geiz-Konsum-Haushalt paketeweise Billigschrott aus China bestellt, tut er das auf eigene Gefahr, sofern er nicht Shein in Asien haftbar machen kann (viel Glück dabei).

[–] Tartufo 4 points 3 months ago

Es musste irgendein Bericht verfasst werden der dann irgendwo eingereicht wurde. Ob da jemand tatsächlich jemals etwas kontrolliert hat? Keine Ahnung, bei meinem Arbeitgeber würde ich sagen mindestens teilweise, ich kenne das arme Würstchen, dass den Bericht schreiben sollte. Aber die Menge an (digitalem) Papier erschlägt einen einfach. Ich sehe nicht wie da die Behörden irgendwie sinnvoll hinterher kommen wollen.

[–] [email protected] 8 points 3 months ago

Das kann ich mir gut vorstellen, dass da ein Haufen bedenklicher Chemikalien eingearbeitet sind. Mit dem Umweltschutz nimmt man es dort, wo der Müll von morgen gefertigt wird, nicht so genau. Das ist auch einer der Gründe, warum die Dinge von dort einfach günstiger sind - weil man diesen lästigen Umweltschutz nicht mit einpreisen muss.

Vor einigen Jahren war ich mal mit meiner Freundin Klamotten shoppen. Das Einkaufszentrum, in dem wir waren, hatte auch eine Filiale von Primark (quasi Shein sein Großvater). Wenn man den Laden betreten hat, dann hat man sofort einen chemischen Gestank wahrgenommen, der einen die Augen tränen ließ. Ich habe sofort Kopfschmerzen bekommen. Die Ursache war: eine neue Lieferung Schuhe ist im Laden aufgebaut worden, auf einer Fläche von ca. 3 x 3 m. Der chemische Geruch kam von den Schuhen, und der ganze Laden hat danach gerochen. Das kann nicht gesund gewesen sein.

[–] [email protected] 4 points 3 months ago* (last edited 3 months ago)

Einerseits nachvollziehbar und wichtig, dass Ökotest zu 50% CSR-Kriterien bewertet, wo Shein natürlich keine Punkte bekommt. Andererseits ist das der Grund, warum auch haltbare, schadstofffreie Produkte in diesem Test nur die Note "ausreichend" bekommen. Das finde ich ein bisschen manipulativ, wenn auch nur aufgrund meiner Erwartung, dass bei Shein auch die fertigen Produkte alle scheiße sind.

[–] greencactus 4 points 3 months ago

Richtig cool, dass der Artikel vorerst frei verfügbar ist! Sehr wichtig und richtig.