this post was submitted on 17 Jul 2023
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[–] [email protected] 10 points 1 year ago (2 children)

So lange billig nicht gleichzeitig gut ist, handeln die meisten schlecht.

Eine Pigou-Steuer könnte das Problem lösen. Schlechte Optionen werden entsprechend verteuert, und der Erlös wird pro Kopf an die Bevölkerung zurück gegeben.

Aktuell muss man sich informieren, es wollen und sich leisten können, um gute Produkte zu kaufen. Ist doch logisch, dass das eine Nische bleibt, die von Bubble und Einkommen abhängt. Mit Pigou müsste man sich informieren, es wollen und sich leisten können, um schlechte Produkte zu kaufen.

Kann von mir aus auch gerne ausgeweitet werden auf Klimaschädlichkeit, Lärmbelästigung, und weiteres.

[–] [email protected] 9 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (2 children)

https://de.wikipedia.org/wiki/Pigou-Steuer

Eine Pigou-Steuer ist ein bestimmter Fall von Lenkungsabgaben, also von Steuern, die weniger einen Fiskalzweck haben, als vielmehr hauptsächlich der gezielten Lenkung des Verhaltens dienen. Sie ist nach Arthur Cecil Pigou benannt. Pigou-Steuern dienen ausschließlich dazu, durch die Internalisierung externer Effekte ein Marktversagen zu korrigieren. Da das Marktgleichgewicht in diesen Fällen nicht Pareto-optimal ist, kann durch den Einsatz von Pigou-Steuern eine Pareto-Verbesserung erreicht werden. Der Begriff Pigou-Steuer umfasst insbesondere nicht Lenkungsabgaben auf Handlungen, bei denen keine externen Effekte vorliegen, sondern die aus anderen Gründen (z. B. moralischen oder ideologischen) gesellschaftlich unerwünscht sind. Der fiskalische Effekt einer Pigou-Steuer darf nicht nach dem Niveau der externalitätenerzeugenden Handlung bei Einführung der Steuer berechnet werden, da durch die Erhebung der Steuer die schädigende Aktivität verringert werden soll. Damit kann auch die Steuereinnahme sinken (siehe Laffer-Theorem). Fiskalisch wirksam ist also nur das Ausmaß der Aktivität, welches bei Erhebung der Steuer noch ausgeübt wird. Im Gegensatz zu Subventionen handelt es sich bei Pigou-Steuern um belastende Lenkungszwecknormen.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (2 children)

Der Begriff Pigou-Steuer umfasst insbesondere nicht Lenkungsabgaben auf Handlungen, bei denen keine externen Effekte vorliegen, sondern die aus anderen Gründen (z. B. moralischen oder ideologischen) gesellschaftlich unerwünscht sind.

Haben bessere Haltungsformen einen ökologischen Vorteil (bzw. die schlechteren Haltungsformen produzieren externe Kosten in Form ökologischer Schäden) oder geht es nur um die moralische Qualität der "artgerechten" Tierhaltung?

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

Tendenziell benötigt Artgerechtere Tierhaltung mehr resourcen, da mehr Futter benötigt wird, wenn die Tiere sich mehr bewegen können und mehr Platz/ größere Ställe benötigt werden. Dafür ist vermutlich der Verbrauch von Antibiotika und anderen Medikamenten niedriger bei weniger beengten Verhältnissen und dadurch das Risiko der Entwicklung von Antibiotika resistenten Keimen und Zoonosen niedriger. Wobei ich mir da nicht mal so sicher bin. Meiner Meinung nach macht es wenig Sinn unterschiedliche Haltungsbedingungen unterschiedlich zu besteuern. Entweder man entscheidet als Gesellschaft, dass eine bestimmte Haltungsart den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird oder nicht. Wenn man anfängt schlechte Haltungsbedingungen stärker zu besteuern sagt man im Prinzip, dass die Tiere zwar leiden aber, solange man für das Tierleid extra zahlt, dass ganze ok ist. Dem Tierleid kann man meiner Meinung nachkeinen Finanziellen Wert entgegensetzen, wie anderen externalitäten, deren Kosten die Gesellschaft am ende sowieso zahlen muss.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Entweder man entscheidet als Gesellschaft, dass eine bestimmte Haltungsart den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird oder nicht. Wenn man anfängt schlechte Haltungsbedingungen stärker zu besteuern sagt man im Prinzip, dass die Tiere zwar leiden aber, solange man für das Tierleid extra zahlt, dass ganze ok ist.

Aktuell sind gute Haltungsbedingungen teurer als schlechte. Wir finden schlechte Haltungsbedingungen so sehr ok, dass wir sie sogar durch Nichteinpreisung von Externalitäten subventionieren. Wer sich für bessere Haltungsbedingungen interessiert ist selber schuld und zahlt eben drauf. Das ist implizit auch eine Entscheidung dafür, was wir uns als normale, häufigste Handlung wünschen (die kostengünstigste Option).

Also eine Umkehr der aktuellen Bepreisung sollte doch eher im Sinne von Leuten sein, die schlechte Haltung lieber ganz verboten sähen? Or is good the enemy of perfect?

Dem Tierleid kann man meiner Meinung nachkeinen Finanziellen Wert entgegensetzen, wie anderen externalitäten, deren Kosten die Gesellschaft am ende sowieso zahlen muss.

Das kann gut sein, dass das Schema hier nicht sinnvoll anwendbar ist. Aber gibt ja bei Nahrungsmittelproduktion noch andere Faktoren als das Wohlergehen der Nahrung. Besser quantifizierbare Externalitäten sind, meine ich, z.B. Grundwasserbelastung und -verbrauch, Treibhausgas- Lärm- und Geruchsemissionen, Antibiotikaresistenzen. Die korrellieren vermutlich unterschiedlich mit Haltungsbedingungen, manche vielleicht sogar umgekehrt proportional.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago (1 children)

Sie sind schlechter und nur Freiheit ist artgerecht. Wenn aber in der Steuer ganz ohne Moral einfach nur die Zerstörung der Umwelt und der Anteil der Tierindustrie am Klimawandel mit eingepreist wird werden diese Produkte zum Luxusprodukt, wer sich dann diese Produkte nicht mehr leisten kann wird durch den Abstand dazu auch möglicherweise moralische Aspekte akzeptieren und es potentiell ablehnen dass Reiche nicht nur Menschen ausbeuten.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Wenn aber in der Steuer ganz ohne Moral einfach nur die Zerstörung der Umwelt und der Anteil der Tierindustrie am Klimawandel mit eingepreist wird werden diese Produkte zum Luxusprodukt

Nicht unbedingt, bzw. ich meinte es anders: "der Erlös wird pro Kopf an die Bevölkerung zurück gegeben."

Wer also durchschnittlich viel von der besteuerten Ressource verbraucht, zahlt so viel Steuer wie zurück kommt; +/- 0. Wer unterdurchschnittlich verbraucht (was auf die meisten Menschen mit geringem Einkommen zutrifft) verdient sogar was an dem System.

Egal wie sich der Verbrauch in der Gesellschaft entwickelt, es bleibt ein finanzieller Anreiz, weniger als der Durchschnitt zu verbrauchen, für Konsumenten wie Produzenten.

Den Zusatz finde ich wichtig, um solche Lenkungssteuern sozial gerecht zu machen.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Guter Boter!

[–] [email protected] 2 points 1 year ago (1 children)

Eine Pigou-Steuer könnte das Problem lösen.

Könnten Vorschriften / Mindeststandards auch.

Lenkung über Steuern ist halt gerne gesehen, weil es Dinge nicht ganz verbietet und daher als weniger restriktiv angesehen wird.
Bedeutet auf der anderen Seite aber meist, dass etwas für die Allgemeinheit unzugänglicher wird und nur den besser Gestellten vorbehalten bleibt.
Wobei hier wohl beides dazu führen würde, dass Fleisch allgemein teurer wird.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Bedeutet auf der anderen Seite aber meist, dass etwas für die Allgemeinheit unzugänglicher wird und nur den besser Gestellten vorbehalten bleibt.

Nicht unbedingt, bzw. ich meinte es anders: "der Erlös wird pro Kopf an die Bevölkerung zurück gegeben."

Wer also durchschnittlich viel von der besteuerten Ressource verbraucht, zahlt so viel Steuer wie zurück kommt; +/- 0. Wer unterdurchschnittlich verbraucht (was auf die meisten Menschen mit geringem Einkommen zutrifft) verdient sogar was an dem System.

Egal wie sich der Verbrauch in der Gesellschaft entwickelt, es bleibt ein finanzieller Anreiz, weniger als der Durchschnitt zu verbrauchen, für Konsumenten wie Produzenten.

Den Zusatz finde ich wichtig, um solche Lenkungssteuern sozial gerecht zu machen.

Könnten Vorschriften / Mindeststandards auch.

Das stimmt. Mir gefällt an Pigou, dass sich damit viele Einzelvorschriften erübrigen können. Es müssen dann nicht mehr einzelne Produktkategorien verboten werden, sondern alles, was Kriterium X enthält, bekommt entsprechende finanzielle Anreize. Das ist bei Billigfleisch vielleicht weniger ein Vorteil als bei Emissionen, die ja nicht nur durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen.

Aber ja, vielleicht wäre bei Billigfleisch eine vernünftige Vorschrift sinnvoller und ich bin einfach nur zu sehr von Pigou begeistert :D

[–] [email protected] 2 points 1 year ago (1 children)

Prinzipiell ein interessantes Konzept.
Eine Anmerkung aber zu folgendem Argument:

Es müssen dann nicht mehr einzelne Produktkategorien verboten werden, sondern alles, was Kriterium X enthält

Die Steuer wird ja soweit ich verstehe auch nur auf einzelne Produktkategorien angewandt.
Der Aufwand für die Feststellung was von der Steuer oder einem Verbot betroffen sein soll dürfte daher ähnlich sein, oder?

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Die Steuer wird ja soweit ich verstehe auch nur auf einzelne Produktkategorien angewandt. Der Aufwand für die Feststellung was von der Steuer oder einem Verbot betroffen sein soll dürfte daher ähnlich sein, oder?

Ich ziehe mich für eine Antwort vom Thema Billigfleisch auf Treibhausgase zurück, weil ich mir das Konzept in dem Kontext vertrauter ist.

Theoretisch könnte man mit Einzelregelungen für Diesel, Landwirtschaft, Kerosin usw. den gleichen Effekt erzielen, ja.

Der Vorteil an Pigou ist, dass du nur einmal die Quelle regulieren musst. Die Steuer muss einmalig auf in Deutschland geförderte fossile Energieträger erhoben werden, und einmalig beim Import von vorher nicht versteuerten Rohstoffen. RWE, Shell & co werden die Steuer als Preiserhöhung an Zwischen- und Endkunden weitergeben, was durch die Rückzahlung pro Kopf ausgeglichen wird.

Alle "flussabwärts" betroffenen Produkte, die anteilig mit fossilen Energien hergestellt oder transportiert wurden, werden anteilig teurer. Es wäre sehr komplex, mit Einzelregelungen zu entscheiden, wieviel Klimaabgabe auf Tomaten gezahlt werden soll, die 5 oder 500 km mit dem LKW transportiert wurden, und aus einem beheizten oder unbeheizten Treibhaus stammen.

Ich finde das eine elegante Lösung. Und mir gefällt die Idee, dass dadurch "weniger ausgeben / mehr Profit machen" das selbe bedeutet wie "Emissionen vermeiden".

[–] [email protected] 8 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (3 children)

War der Zweck der Übung, dass Haltungsform 1 irgendwann mangels Nachfrage vom Markt verschwindet? Sorry, wenn ich da ein wenig zynisch bin, aber solche Labels dienen in meinen Augen dazu, dass die Leute, die das wollen, sich ohne großen Rechercheaufwand für einen kleinen Aufpreis ein besseres Gewissen kaufen können*. Das ist offensichtlich eher ein Nischenmarkt (ca. 15%), aber eine gewisse Nachfrage ist da, und es ist in meinen Augen auch eine gute Sache, dass sie bedient werden kann.

Wenn man wirklich will, dass gewisse Haltungsformen verschwinden, dann muss man sie gesetzlich verbieten. Label oder Deklarationspflicht dienen dazu, dem Kunden eine informierte Entscheidung zu ermöglichen und tragen naturgemäß die Möglichkeit in sich, dass der Kunde die "falsche" Entscheidung trifft.

* Also in ihrem subjektiven Empfinden; ob das Tier tatsächlich ein besseres Leben hat, hat damit nicht zwingend etwas zu tun, solange der Kunde daran glaubt.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Grundsätzlich gebe ich dir komplett recht, problem wird sein wer es denn wirklich verbieten will?

Regierung sieht jetzt denke ich, nicht die größten Vorteile - vielleicht würden sich die Grünen trauen.

Supermärkte wollen sich die Kundschaft nicht vergraueln.

Landwirtschaftliche Betriebe haben Sorge dass die Mehrkosten nicht gedeckt werden.

Ein schöner Kreislauf...

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Bei mir im Supermarkt ist regelmäßig das Biofleisch ausverkauft und sonst gibts nur Haltungsform 1 und 2. Da kann man als Kunde nicht informiert und lenkend Fleisch einkaufen, weil das Angebot garnicht da ist. Es geht nur Fleisch oder nicht Fleisch.

Dank Klöckner wurde die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft auch aktiv behindert und die Nachfrage übersteigt schon lange in vielen Segmenten das Angebot.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

für einen kleinen Aufpreis ein besseres Gewissen kaufen können

Wenn er denn wenigstens klein wäre. Habe vorhin Kochschinken aus Haltungsform 4 gesehen, der genau dreimal so teuer war wie der normale aus Haltungsform 2 (beides Supermarkt-Eigenmarke). Für Leute, die einen großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen, ist das ein schwerer Brocken.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Der Aufpreis ist mehr oder weniger groß, je nachdem, welchen Anteil deines Essensbudgets du für Fleisch ausgibst. Dazu kommt noch, dass Produkte, die ein gutes Gewissen verkaufen, einen Effekt ähnlich dem von Veblen-Gütern aufweisen, wo der hohe Preis selbst einen Teil des Nutzens für den Konsumenten ausmacht.

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (3 children)

Und Leere dominiert in meiner Brieftasche. Also kauf ich das, was ich mir leisten kann. Also wenn ich mal Fleisch essen möchte.

[–] [email protected] 10 points 1 year ago

Brieftasche aus Zwiebelleder, schaust du rein, dann musst du weinen :)

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

Billigfleisch ist nicht günstig. Den Preis zahlen nur die anderen.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Oder man selbst, aber halt später. Spätestens wenn wieder der Keller vollläuft oder alles Essen teurer wird, weil wieder Dürre ist. Kann man aber leider nicht alleine ändern ...

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (2 children)

Ich finde es kommt immer auf das konkrete Produkt an. Bei Milch kostet die normale 80 CT und die Bio mit bester Haltungsform 1,05. Das kann man sich mal gönnen. Bei Mortadella kostet die gute aber mal entspannt das doppelte und mit der veganen brauche ich gar nicht erst anfangen

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Bei uns kostet die billigste Milch schon 1,09 €...

[–] [email protected] 1 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Das ist halt echt das Problem. War vorhin einkaufen und habe Haltungsform 4-Kochschinken (wahrscheinlich auch Bio) von der Supermarkt-Eigenmarke gesehen. War halt nur genau dreimal so teuer wie die günstige Variante. Bei Käse ist das Verhältnis dagegen deutlich besser (gibt aber praktisch keine Auswahl, und das was es gibt ist dann meistens ziemlich geschmacksneutral).

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Bei uns gibt's gar nicht mehr die Möglichkeit, Stufe 1 Fleisch zu kaufen. Das wird schlicht nicht mehr angeboten, wenn ein Label drauf ist, ist das S2 oder höher in der Auslage und Stufe 3 oder 4 an der Frischetheke. Ausnahmslos in allen Supermärkten in denen ich bin, was meistens Kaufland, Aldi oder Lidl und manchmal Hit ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachfrage so gering ist und die Supermärkte das nur aus Wohltätigkeitszwecken machen, sondern vor allem auf Grund der Kundennachfrage

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Es wird angeboten was die Leute kaufen, das kommt jetzt nicht sonderlich überraschend.

Man sieht am Samstag Nachmittag schon ganz genau, welches das Biofleisch ist.

[–] [email protected] 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (2 children)

Die Leute kaufen aber auch nur was angeboten wird.

Bei mir ist Bio regelmäßig ausverkauft und es liegt nur das schlechte Zeug noch im Regal.

[–] TheGod 0 points 1 year ago

Bedeutet doch dass es funktioniert. Bio läuft, Stufe 1 ist Ladenhüter

[–] [email protected] 0 points 1 year ago (2 children)

Ich kenne Landwirte die ihre Stufe 3 Freilandrinder aus Mutterkuhhaltung mit ihren Stufe 2 Ochsen aus der Mast verkaufen, weil niemand das Tier kaufen möchte/kann das die ganze Zeit auf der Weide stand.

[–] [email protected] 5 points 1 year ago

Hmm warum? Zu teuer oder gibt es da andere Probleme?

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