this post was submitted on 16 Jun 2023
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Digitaler Analphabetismus. Hauptsächlich muss alles schön einfach sein.
Aber so ist es eben. Man bekommt einen falschen Blick auf die Dinge, mit denen man selbst sich gut auskennt.
Ich will dass mein Auto einfach fährt, dass auf den Äckern mein Getreide zum Essen wächst und als Brot beim Bäcker landet, dass mein klimasündiges Flugzeug einfach fliegt und landet. Um zu Fahren, zu Essen und zu Fliegen muss ich mich auch nicht damit auskennen.
Warum soll es im Gegensatz dazu okay sein, für Web-Anwendungen "Spezialwissen" zu fordern?
Die Welt ist komplex und du merkst das nur nicht, weil du das schon alles gelernt hast: Dein Auto fährt nicht einfach, sondern dafür musstest du a) eine ausführliche, sehr teure Prüfung machen, um es überhaupt fahren zu dürfen, wo du zig Regeln gepaukt hast und dann auch noch mehrere Übungsstunden benötigt hast. Und auch dann hast du diverse Dinge einfach lernen müssen, von "Wie geht Tanken?" , "Wie kriege ich den Tankdeckel überhaupt auf?" über "Diesel, Super, Super Plus, E10, was muss ich tanken?" zu "Wo ist jetzt das Bedienelement für den Tempomaten und was macht der eigentlich" und "Wie groß ist das Auto eigentlich, komm ich sauber in diese Parklücke?" und "wie stark darf ich auf's Gaspedal treten?". Auch wenn du in ein Flugzeug steigen willst, bist du plötzlich mit einem Haufen Zeugs konfrontiert: "Wie geht das mit der Sicherheitskontrolle?" "Welche Dokumente brauche ich?" "Welches Terminal?" "Was ist überhaupt ein Terminal?" "Wie groß darf mein Gepäck sein?" "Darf ich meine Kalaschnikow mitnehmen?" und so weiter.
Wenn du einen Menschen nimmst und ohne vorherige Beschäftigung mit dem Thema in ein Auto setzt, dann wird dieser entweder das Auto nicht starten könnnen oder sehr schnell einen Unfall haben. Und in ein Flugzeug wird der im Zweifelsfall auch nicht kommen. Du musst jetzt nicht wissen, wie ein Vergaser funktioniert oder warum Flugzeuge überhaupt fliegen können, aber am Ende musst du dich doch damit auskennen. Bei Computern ist es ähnlich - du musst sie halt nicht programmieren können, du musst dein RAM nicht upgraden können oder wissen, was ein Core i3 ist, aber so grundliegende Dinge wie "Was ist eine URL und wie erreiche ich sie?" sollte man halt wissen, genau wie du weißt "in der Stadt Tempo 50".
(Und grundsätzlich: Warum sollte man nicht für Webanwendungen "Spezialwissen" benötigen? Wir bewegen uns hier halt in einem globalen, vernetzten Ding, über das du öffentlich global Einträge verfassen kannst, die potenziell von Milliarden Menschen abgerufen werden können und du kannst dich auch schon rein rechtlich arg in die Scheiße reiten, wenn du dann hier strafbare Dinge formulierst. Das ist halt kompliziert und dafür brauchst du halt gewisses Spezialwissen.)
Kann ich in nichts widersprechen. Und ich finde halt, der Unterschied zwischen "Log in with Google" auf Reddit und "wie finde ich meine Lemmy-Instanz und registriere mich dort" ist vielleicht irgendwo zwischen "Führerschein" und "Vergaser" und daher ein Lernaufwand; aber kein digitaler Analphabetismus, wie es hier im oberen Kommentar bezeichnet wurde.
Weil es kein Spezialwissen erfordert, sondern lediglich Mediekompetenz. Und da liegt DE natürlich auf den letzten Plätzen in der EU.
Versteh mich nicht falsch, ich könnte auch oft die Wände hoch gehen ob dieser fehlenden Kompetenzen. Es macht mich verrückt, dass Leute - oft auch noch mit Überzeugung - keinen Plan haben und auch keine Anstalten machen das zu ändern hinsichtlich Technologien, die uns so sehr umgeben.
Ich denke aber schon, dass es sehr wohl an vielen Stellen aktuell noch Spezialwissen braucht, bzw. der korrekte Umgang mit vielen Aspekten neuer Technik heute de facto (noch) Spezialwissen ist.
Und ich denke, dass es super wäre, würden die Leute das alles lernen; genau so wäre es aber zu begrüßen, wenn alles "schöner" und einfacher würde.
Hab Informatik studiert und selbst ich finde bei Lemmy manches noch unintuitiv. Beispielsweise Communities außerhalb meiner Instanz zu abonnieren funktioniert nur semi-optimal. Auch, dass Leute, die zu einer von deiner Heim-Instanz geblockten anderen Instanz gehören, in Diskussionen verschwinden. Wenn ich via Suchmaschine in einer anderen Instanz lande, und dort kommentieren will, könnte auch angenehmer gehen. Und, und, und. Mastodon ist, was die Nutzungserfahrung angeht, Lemmy z.B. um einige Schritte voraus.
Das ist zumindest das, was man als User erwartet. Stattdessen stehen alle möglichen Communities bei mir auf "Subscribe Pending" und ich müsste erstmal Google bemühen, um zu verstehen wieso. Das ist kein Akt, aber den Durchschnittsuser hast du hier schon verloren.
Bei vielen Links lande ich direkt auf der anderen Instanz, wo ich nicht angemeldet bin, anstatt sie über Feddit.de zu sehen. Subscribe funktioniert nur im zweiten Fall. Inzwischen habe ich den Workflow drauf und Diverses abboniert, aber ich musste da nach Anleitungen suchen, intuitiv war das nicht.
Und mit der jerboa App geht es gar nicht, kommt bestimmt irgendwann zeitnah, erwartet man aber auch nicht.
Ja, das gehört jetzt zum Workflow.
Darauf wäre ich aber nicht selbst gekommen, das musste ich nachschlagen.