this post was submitted on 25 Nov 2023
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Schweißen

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Alles rund ums Schweißen

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Dies wird ein SEHR langer Text. Quasi eine Beschreibung von 34 Berufsjahren als Schweißer.

Ich fange einfach mal irgendwo an, weil es zu viele mögliche Einstiegsstellen für diesen Beruf gibt, den ich persönlich für den Besten der Welt halte.

Ich war 14 Jahre alt als in unserer DDR-Schule die Berufsberatung hereinspazierte und verschiedene Berufe vorstellte. Darunter eine Rohrleitungsbaufirma, welche für den Bau der Druschba-Trasse in Russland Schweißer suchte. Wir schauten uns einen Film vom Bau der Trasse an. Es war wie ein Abenteuerfilm! In diesem Moment wusste ich: Ich werde Schweißer! Das war mein Traumberuf!

Inzwischen bin ich 50 und noch immer Schweißer und noch immer liebe ich diesen Beruf. Irgendwas am Schreibtisch oder was mit IT käme nie in Frage. Unvorstellbar. Langweilig.

Als Schweißer besitzt man die einzigartige Fähigkeit auf einen Knopf zu drücken und binnen Millisekunden sorgt ein Blitz dafür, das riesige Ströme durch die Luft geleitet, eine Temperatur von 5.500°C erzeugen und selbst den härtesten Stahl verflüssigt und ein Schmelzbad erzeugt über das man in allen Positionen ständig die volle Kontrolle hat!

Das ist Terminatorfeeling!

Schweißen ist ein Handwerk das einen in die Lage versetzt, genug zu verdienen um eine ganze Familie sicher und gut zu versorgen. Ich dachte diese Info ist langsam wichtig. Es gibt genügend freie Stellen, das man in seiner Gegend immer eine Stelle findet, will man nicht herum reisen. Für die aber, die gerne die Welt sehen wollen und dafür bezahlt werden, sei gesagt: Es ist der perfekte Beruf dafür!

Ich sah Silvester in Rio de Janeiro, lief über Platz des Himmlischen Friedens, trank Kaffee im Burj Al-Kalif, in Tijuana sah ich keine Schießerei und Zentralfrankreich ist wunderschön! Die ganzen anderen Länder würden alles in die länge ziehen.

Und das ist das schöne an diesem Beruf. Es ist ein Beruf, mit dessen Zeugnissen man sofort ohne Probleme weltweit arbeiten kann. Wer zb Schweißer ist und in die USA ziehen will ist dort herzlichst willkommen. Ohne das einem Steine in den Weg gelegt werden. Schweißer werden einfach in jedem Land der Welt gesucht. Selbst der IS brauchte Schweißer.

Schweißen kann aber durchaus ein sehr schmutziger Beruf sein. Was sich dann jedoch auch immer im Gehalt widerspiegelt. Auch je komplexer es wird, desto mehr wird man verdienen. So zahlen zb Zeitarbeitsfirmen in dieser Branche Löhne ab 15€/h (Was wirklich wenig ist), über 20€ bis einige sogar 24-26€/h. Zeitarbeitsfirmen! Man ist dann eben Leiharbeiter. Ist aber nicht schlimm wie es in anderen Branchen ist. Man hat irgendwann seine 2-3 Stammfirmen bei denen man dann meisten fast heimisch ist. Der Fachkräftemangel sorgt dafür, das die Firmen lieber die behalten die sie kennen. Das ist die Flexibilität. Und auch Abwechslung.

Es ist auch ein sehr einfacher Weg sich selbstständig zu machen. Dann eröffnen sich einem völlig andere Möglichkeiten. Für nur 20€ bekommt man beim Gewerbeamt eine Gewerbeanmeldung als Schweißer und das war es auch schon. Ab jetzt muss man sein Gehalt selbst verhandeln. Die aktuellen Preise für selbstständige Schweißer weis ich nicht, aber vor mehr als 20 Jahren hatte ich folgende Preise verlangt und bekommen: 45€/h innerhalb der EU ohne Werkzeug oder Maschine, 65€/h außerhalb der EU ohne Werkzeug und Maschine. Der Rekord lag bei 120€/h. Das war aber wirklich eine Ausnahme und wohl ehr Glück. Aber so um die 40€/h +- sollten es schon sein. Ist man dann ein echter "Stundenschrubber", kann man durchaus auf 9-10k€ im Monat kommen. Es gibt Firmen, da kann man rund um die Uhr arbeiten, wer immer das will. Und ich kenne genügend Schweißer die sowas machen. Warum auch nicht. Ist schöne Arbeit und faires Geld. Auch sorgt der Arbeitsschutz hier dafür, das man durchaus alt werden kann.

Zur Lehre. Nicht Umschulung!

Die dauert 3,5 Jahre und ist richtig intensiv. Man lernt alles über Stahl und lernt auch die Faszination dessen. Man lernt Chemie, weil das Basis für den Stahl ist. Man lernt Mathematik Um Schrumpfungen und Verzüge zu berechnen, man lernt technisches Zeichnen um Schweißpläne lesen zu können. Eine internationale Sprache, welche es Schweißern ermöglicht, weltweit tätig sein zu können ohne die Landessprache zu können. Man lernt Elektrik, weil man damit ja zutun hat. Und ja: Man lernt Autos wie die von Mr.T oder Mad Max zu bauen! Kraft braucht es als Schweißer nicht wirklich, da alles über technische Hilfsgeräte erledigt wird und man doch ehr ein handwerkliches Geschick haben muss.

Nach Ende der Lehre wird man sofort Arbeit haben, weil die Firmen bereits in den Berufsschulen fleißig schauen und werben. Aber mein größter Stolz ist aber mein Facharbeiterbrief den ich mir ehrlich verdient habe. Danach gefragt hat in all den Jahren zwar niemand, aber mir geht es alleine darum, das ICH weiß, das ich mich Schweißer nennen darf.

Deswegen verwende ich auch den Begriff "Beruf" und nicht "Job". Für mich ist ein Job etwas, das man machen MUSS um abends etwas zum Fressen auf den Tisch zu haben. "Beruf" jedoch, ist etwas, das man gerne man, weil man es will. Als wäre man dazu berufen genau diese Tätigkeit auszuüben. "Job" finde ich irgendwie sehr abwertend. Mir gefällt der Begriff nicht. Wer gezwungen ist einen "Job" zu machen den er eigentlich nicht will, wird meistens vom "Jobcenter" dazu gezwungen. Friss oder stirb. Ekelhaft.

Deswegen diese Werbung für den Beruf des Schweißers. Wenn ihr diesen Beruf wählen solltet, weiblich, divers oder männlich, ist dabei VÖLLIG egal. Es geht beim schweißen nur um die handwerkliche Fähigkeit, flüssiges Metall auch über Kopf völlig zu Kontrollieren und in eine Form zu bringen die man haben will. Die Kontrolle über 5.500°C, was etwa der Oberfläche der Sonne entspricht.

Ihr bekommt dafür die Sicherheit eines Berufes der es Euch ermöglicht eure Familie wirklich gut zu versorgen. Man wird den Begriff "arbeitslos" nicht mehr fürchten müssen, weil es einfach IMMER Arbeit für Schweißer geben wird. Selbst in Star Trek wird noch geschweißt! Es ist ein wirklich Krisensicherer Beruf.

Als Corona anfing und überall die Produktion herunterfahren wurde, nahmen viele Firmen das zum Anlass Revisionen vorzuziehen und Erneuerungen zu bauen. Das gleiche war auch 2008 bei dieser Finanzkrise. Arbeit ohne Ende für Schweißer. Krisensicher und gut bezahlt bis in alle Ewigkeit. Und selbst nach einem Atomkrieg: Schweißer werden immer gebraucht!

Also, los geht's!

Habt ihr noch Fragen, einfach fragen.

PS: Führungszeugnisse? Egal. Braucht ihr nicht mehr. Lebensläufe? Liest kein Mensch durch.

Alleine eure Schweißerzeugnisse zählen! Nichts anderes. Die sind Türöffner zu jeder Firma. Chefs fragen zuerst immer nach Zeugnissen, nie nach Lebensläufen oder so.

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