this post was submitted on 14 Feb 2025
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz

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[–] [email protected] 4 points 14 hours ago

Die APPD war ihrer Zeit voraus. Die hatten doch vorgeschlagen, eine Mauer um den Osten zu bauen, nazis und Islamisten da einzusperren und Westdeutsche in gepanzerten Limousinen durch diese neuen „Gewalterlebnisparks“ auf Safari zu schicken.

[–] [email protected] 9 points 22 hours ago (1 children)

Für die Leute, die das runterwählen: Mich würde interessieren, warum.

Dass Rechtsextremismus und Islamismus im Grunde sehr ähnliche Phänomene sind (aggressive junge Männer auf der Suche nach gesellschaftlicher Dominanz und gegen offene, moderne Gesellschaften), hatte ich auch schon vorher im Kopf. Dass sie und genereller Autoritarismus sich gegenseitig hochschaukeln bzw. helfen, finde ich mindestens einen interessanten Gedanken.

Ich habe allerdings zumindest einen Kritikpunkt zum Daumennagel: "brauchen einander" finde ich ein zu starkes Wort, aber "helfen einander" finde ich relativ passend.

[–] [email protected] 4 points 21 hours ago (1 children)

Ich finde den Ansatz und das Video insgesamt gut. Ich fände als "Bilduntermalung" hätte er auch ein paar Bilder von Nazis nehmen sollen.

Die Gleichsetzung von Islamismus und Rechtsextremismus finde ich etwas verkürzt. Das ist aber eher Thema für ein 3 stündiges Interviewformat ;)

[–] [email protected] 3 points 19 hours ago (1 children)
[–] [email protected] 3 points 19 hours ago* (last edited 19 hours ago)

Ich habe es jetzt mal schnell überflogen.

Die gebrachten Beispiele lassen sich so auch 1:1 auf die Hufeisentheorie zu Links- und Rechtsextremismus übertragen:

Der freundliche Hooligan

Ich war eher in dieser naiven Rolle und habe mich als interessiert an ihren Ideologien ausgegeben. Und sie waren auch dann wirklich sehr freundlich. Und das war das, was mich auch am meisten schockiert hat, aber auch in gewisser Weise dazu ermutigt hat, noch weiter das direkte Gespräch mit ihnen zu suchen: Wie schnell man sich inmitten dieser Netzwerke befindet. Sie waren teilweise wirklich sehr zuvorkommend.

Frag doch mal jemanden, der sich als Links, oder Linksradikal empfindet, ob er dir sein Weltbild näher erläutern kann.

Apokalyptisches Weltbild auf beiden Seiten

Das ist aber etwas, das rechtsextreme und islamistische Gruppen gemeinsam haben: Es gibt unter deren Mitgliedern sehr apokalyptische Visionen und Vorstellungen, dass wir direkt vor einem unvermeidbaren Krieg der Kulturen oder Rassen stünden. Das ist wirklich eines der verbindenden Elemente. Und sie wollen diesen Kampf dann auch präventiv herbeiführen. Und sie wollen mit allen Mitteln arbeiten.

Für viele, die in Antifa-Gruppen aktiv sind, ist das die Angst vor einem Tag X der drohendne faschistischen Machtübernahme, und damit der notwendige vorgelagerte Widerstand gegen die Anfänge von Faschismus.

Parallelen in Ängsten und Narrativen

Beide haben diese Vorstellung, sie würden von fremden Mächten kontrolliert, unterdrückt und müssten sich davor schützen und vor allem ihre Frauen davor schützen.

Ersetze das mit Oligarchie, Kapitalistischer Ausbeutung und dem Schutz von Minderheiten oder durchaus auch Frauen und du hast eine Seite im Verfassungsschutzbericht zu deiner Linksextremen Gruppierung

Ähnliche Frustrationen

Es sind auf beiden Seiten auch sehr ähnliche Frustrationen vorhanden. Gerade, sich selbst als Globalisierungsverlierer zu sehen, erzeugt diesen Widerstand gegen das jetzige ökonomische System und gegen das jetzige politische System. Deshalb haben auch beide Seiten als Zielgruppe die jüngsten Generationen in den Blick genommen, weil sie glauben, mit denen längerfristig auch politisch Veränderungen hervorrufen zu können.

Wenn du diesen Absatz ohne den Kontext, dass es um Islamisten und Rechtsextreme geht liest, welchen Gruppen würdest du das zuordnen?

Die Entmenschlichung des Gegners

Mir ist im Laufe meiner Forschungsarbeit aufgefallen, dass alle Formen des Extremismus etwas gemein haben. Das ist die Entmenschlichung, die Dehumanisierung der Fremdgruppe. Mir war es ganz wichtig, diese menschliche Dimension beizubehalten, selbst wenn er Extremist ist. Ich glaube, dass wir Extremismus nur dann bekämpfen können, wenn wir auch Extremisten in unserer Rhetorik ihnen gegenüber nicht dehumanisieren.

Hier wird sogar "alle Formen des Extermismus" explizit auch auf Linksextremismus ausgeweitet.

Normalisierung der Randideologie

Beide gehen davon aus, dass ihre Eigengruppe von der Fremdgruppe bedroht wird. Beide sehen die Schuld an der jetzigen Situation beim politischen und dem medialen Establishment, also dem Mainstream, und beide wollen längerfristig ihre Randideologien aber normalisieren und in den Mainstream bringen. Das führt dazu, dass sie in Wirklichkeit ähnliche Strategien und Taktiken verwenden und ähnliche Techniken. Sie versuchen den politischen Diskurs zu beeinflussen.

Ich würde sagen, der erste Teil trifft auch wieder so auf (vermeintliche) Linksextreme zu. Schau dir doch an, wie wir hier über Axel-Springer Medien reden. Aus meiner Sicht auch völlig zu Recht. Ansonsten sind die "Diskurstaktiken" genauso wie die "Rekrutierungstaktiken" bei allen Gruppen ähnlich. Dein lokaler Sportverein ist deswegen aber nicht extremistisch, weil man zu neuen Mitglieder aufgeschlossen und freundlich ist.

Sie wollen ganz klar ihre Ideologien in den Mittelpunkt zu rücken und auf gesellschaftlicher und politischer Ebene Spaltungen hervorrufen, die dazu führen, dass alles neu durchmischt wird und sie dann am Ende davon profitieren können. Denn beide wollen am Ende zu einer ethno-kulturell einheitlichen Gesellschaftsform zurückkehren. Darin sind sie sich auf den unterschiedlichsten Ebenen – strategisch, taktisch, aber auch in der Zielsetzung – eigentlich sehr ähnlich.

Hier kann man einen Unterschied zur Beschreibung von Linkextremen sehen, die zwar formell behaupten das Gegenteil einer einheitlichen Gesellschaftsform zu wollen, wenn es dann aber um Aussehen und "Lifestyle" geht, werden viele Linksextreme oft sehr schnell intolerant, wenn man sein Leben anders gestaltet, auch wenn man ideologisch ähnlich unterwegs ist.

Der Extremist sieht sich selbst nicht als Extremist

Das Problem ist, dass sich Extremisten, wenn sie in extremistischen Kreisen sind, nie selbst als Extremist bezeichnen würden. Sie sehen sich auch nicht als Extremisten das wird immer sofort als Beleidigung wahrgenommen.

Auch hier kann man die Darstellung wieder auf Linke oder Linksextreme anwenden. In einer Gesellschaft, wo Raubtierkapitalismus und Massenverarmung normal ist, ist man nun mal Extrem, wenn man z.B: Eigentum vergesellschaften möchte. Auch wenn man selbst der Meinung ist, dass es normal ist, dass alle Menschen ein Dach über dem Kopf und genug zu essen haben sollen.

Aber dadurch, dass sie sich selbst nicht als Extremisten wahrnehmen, wird nur die andere Seite als extremistisch betrachtet. Und dieser Prozess der Wechselwirkung selbst wird natürlich nicht wahrgenommen. Obwohl das ein sehr simplistische Weltbild ist, zu sagen: "Es gibt nur den Feind und uns. Es gibt nichts dazwischen." Sie wollen ja auch die Grauzonen auslöschen.

Der Absatz entspricht auch 1:1 dem Vorwurf der CDU an die ganzen bösen Linksextremisten, die sie jetzt mit der AfD gleichsetzen würden.

Ideologische Überlappungen und ähnliche Inspirationen

Andererseits sind die Angebote, die die extremistischen Anwerber ihrer potenziellen Zielgruppe machen, sehr ähnlich. Und wie sie gezielt versuchen, Frustrationen und Ängste umzuwandeln und ihnen mit dieser neuen Identitätsform in ihrer extremistischen Gruppe ein "Heldentum" anbieten. Und damit auch das Entkommen aus der schrecklichen Status-quo-Situation. Beide bieten ein Gemeinschaftsgefühl und eine utopische Vision an.

Kann man so auch wieder auf die meisten Linken Gruppen übertragen. Und auch im "Mainstream" ist das normal. Bestes Beispiel sind Videospiele, Bücher und Filme, die immer auch darauf aufbauen, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren.

Deswegen hat es mich auch nicht überrascht, so oft festzustellen, dass Neonazis sich am Ende dschihadistischen Bewegungen zugewandt haben. Da habe ich wirklich Fälle in ganz Europa gesehen.

Das gleiche kann man mit Links- und Rechtsextremen auch sehen. Horst Mahler war mal Anwalt der RAF bevor er zum Holocaustleugner wurde. Jürgen Elsässers ist einer der Vordenker der "Antideutschen" und hatte mehrere "Antideutsche" Zeitschriften mitherausgegeben.

Ich lass jetzt mal die weitere Textanalyse sein, bin mir aber ziemlich sicher, dass man das selbe Prinzip weiter anwenden kann. Was ich bisher nicht gelesen habe in dem Artikel, ist eine Auseinandersetzung damit, wie die Begriffe, was "Extrem" und was "Normal" ist überhaupt klassifiziert werden und wie damit in einer sich verändernden Gesellschaft umzugehen ist. Den Text hätte man auch so zusammenfassen können, dass alle, die mit dem aktuellen Status-Quo unzufrieden sind, und sich dagegen wenden wollen, unter Extremismusverdacht stehen sollten.

Damit wird für mich in dem Artikel auch die eigene Kategorisierung Ausdruck eines "Mitte-Extremismus". "Extremisten" sind dann nämlich immer die anderen, und die "Normalen" sind wir. Ich gehe nicht davon aus, dass die Autorin das in dieser Form denkt. Die Art wie das Interview geführt wurde, begünstigt diesen Eindruck jedoch. Damit sind wir dann einerseits wieder bei der Frage, was Extremismus in einer sich veränderden Gesellschaft, wie z.B. in unserem Rechtsruck sein soll, und andererseits bei meiner Anfangsthese, dass die Gleichsetzungen auf Basis von z.T. allgemeinen Gemeinsamkeiten, verkürzt bleibt.