this post was submitted on 04 Jul 2023
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Schon recht scheinheilig, sich jetzt darüber aufzuregen, dass das ja ach so ungerecht wäre. Habt ihr mit eurem Partner schonmal 150 000 € im Jahr verdient? Das ist richtig viel Geld.
/r/finanzen Einstiegsgehalt nach abgeschlossenem dualem Studium Ü
Spaß beiseite, wer 150.000 brutto als Haushaltseinkommen hat, ist schlichtweg nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen, um sehr gut zu leben.
Das Elterngeld sollte auch gutverdienenden Mittelschichtlern die Entscheidung Familien zu gründen und möglichst viele Kinder zu bekommen leichter machen. Wenn wir einen Bevölkerungszuwachs brauchen dann primär aus solchen Familien.
die paar tausend Euro sind nicht ausschlaggebend für "gutverdienende Mittelschichtler" Da sind Fragen nach Arbeitsbelastung, Versorgungsmöglichkeiten, Berufsperspektiven & co. entscheidender. Niemand wird für 15.000 € Elterngeld sich dazu entscheiden ein Kind zu bekommen, wenn man es sonst nicht getan hätte. Aber ein gesicherter Arbeitsplatz, wo Frau auch nach der Unterbrechung noch Karriere machen kann, Akzeptanz für 30h Wochen, gute Versorgung mit Kitas, Schulen in Wohnortsnähe und co.
Das sind Sachen, die wirklich die Entscheidung für Kinder erleichtern. Nicht ein paar tausend Euro Zuschuss vom Staat. Und wer 150.000 brutto und mehr verdient wird sich erst recht nicht wegen den läppischen Beträgen für Kinder entscheiden, wenn die anderen Bedingungen nicht gegeben sind.
Umso erstaunlicher, dass Elisabeth Paus diese Entscheidung scheinbar für sich stehend getroffen hat.
Wenn man sich die Zahlen global anschaut, dann ist "zu wenig Geld" sogar GUT fürs Kinder kriegen. Grösste Faktoren sind alles Dinge, die wir nur im Faschismus los werden könnten. Dinge wie Frauenrechte, frauengesteuerte Verhütung, Abtreibung, finanzielle Unabhängigkeit, etc.
Das geht halt voll am Punkt vorbei. Ja 150k sind viel Geld und man kann in Deutschland davon richtig gut leben. Das Problem ist, dass man ja in der Zeit, in der man Elterngeld bezieht, ja dieses Einkommen nicht hat. Das Elterngeld ist dazu gedacht, diese Zeit zu überbrücken.
Jetzt sagt der Staat also: Na dann lebe doch von deinem Ersparten. Okay, das kann ich gerne machen, mit den 150k konnte ich ja schon ordentlich was sparen (je nachdem wie lange ich dieses Geld bekommen habe). Wie ist das bei dem zweiten Kind, bei dem dritten? Wie lange kann ich vom Ersparten leben? Kann ich mir gleichzeitig ein Eigentum oder so anschaffen? Auch Kreditraten müssen monatlich bezahlt werden. Das Ganze führt also dazu, dass Besserverdiener also nicht mehr (so viele) Kinder bekommen. Bei der sozialen Durchlässigkeit unseres Systems (ein anderes Problem, das dringend angegangen gehört), führt das dann dazu, dass wir in 20+ Jahren weniger Spitzensteuersatz-Zahler haben (oder zumindest weniger Steuerzahler im Allgemeinen), aber das ist dann ja das Problem der Nachfolgeregierung.
Nach derselben Argumentation könnte man halt auch sagen, dass jemand, der über 150k verdient hat, kein Arbeitslosengeld bekommen sollte, wenn er arbeitslos wird. Er kann dann ja einfach vom Ersparten leben.
Ist das nicht zumindest bei ALG2 (oder Bürgergeld, oder was auch immer der aktuelle Marketingbegriff ist) sogar effektiv so? Muss man da nicht erstmal Vermögen abbauen, bis man (wieder) Unterstützung bekommt?
Macht ja auch bis zu einem gewissen Grad Sinn. Was weniger Sinn macht, wenn man erstmal sein Wohneigentum verscherbeln darf, um dann in irgendeiner kleinen gerade so vom Amt bezahlten Butze leben zu können.
Letztlich wäre das System vermutlich sogar billiger (weil weniger Kontrollen nötig sind), wenn man einfach den festen Satz Arbeitslosengeld kriegt und gut. Kann man davon weiterleben ist ja alles gut. Wenn das nicht geht, muss man ohnehin runterskalieren. Da braucht das Amt keine künstlichen Grenzen setzen (und kontrollieren).
Erstmal bekommt man ein Jahr zur Überbrückung ALG1, also 60% vom vorherigen Einkommen. Das würde hier dem Elterngeld entsprechen. Die Idee ist ähnlich: Man gibt den Menschen eine Möglichkeit, ihre Ausgaben weiter zu bestreiten, ohne dass man gleich das Eigentum verliert. Dass das nicht dauerhauft so sein kann ist natürlich klar, deswegen fällt man nach einem Jahr ins Bürgergeld.
Für deine Änderungsvorschläge wäre ich offen, ich würde aber nicht das ALG1-System umstellen wollen.
Kannst mit dem Gehalt ja auch locker mal die Pflege deiner Eltern bezahlen. Und hast jetzt nach längerem Kinderwunsch auf einmal ein Loch in der Finanzierung.
Jo, und dann fällt halt die Hälfte des Einkommens ohne Kompensation weg, Hypotheken etc. müssen aber weiter bedient werden.
Oh nein. Die armen Vielverdiener! Ich sende thoughts and prayers.
Danke.
Tja, sieht aus als müsste man für Kinder im Vorraus planen.
Natürlich muss man das. Die Politik sollte einem dann aber auch nicht vormachen, dass sie politische Maßnahmen ergreift, die es auch und insbesondere beruflich gutgestellten Menschen leichter macht, diese Entscheidung zu treffen.
Tun sie das? Es ist ja nicht so, als hätte es vorher keine Obergrenze gegeben.
Die war nur erheblich höher und hat entsprechend weniger Familien ausgeschlossen. Und ja, ich glaube unsere Familienpolitik hält sich für modern.