this post was submitted on 13 Nov 2023
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founded 1 year ago
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Das war mal eine Antwort auf einen Kommentar, aber ich glaub als Post ists sinnvoller:

Woher kommt eigentlich diese Idee etwas als Narrativ zu bezeichnen und das als was Schlechtes zu meinen?

Ich mein die Frage genuin, aber vermute eine gewisse Kluft im Verständnis, daher etwas Erläuterung meines Verständnisframeworks hier: Alle Nachrichten bzw. aller Journalismus hat notwendigerweise narrative Funktionen, ähnlich wie alle Sachen Farbe oder Temperaturen haben. Oder analog zur Datenanalyse: Wenn ich Datenpunkte habe (welche bereits mit Bedeutung aufgeladen sind wegen der Messentscheidungen) kann ich damit quasi unendlich viele Dinge anstellen, seien es deskriptive summary statistics oder Inferenzstatistik oder Datenvisualisierung: Immer reflektieren meine Entscheidungen meine Annahmen und Prioritäten.

Wenn ich nen t-Test auf zwei Gruppen werfe priorisiere ich Gruppenunterschiede im Erwartungswert statt z.B. Variabilitaetsunterschiede. Wenn ich ausschließlich lineare Zusammenhänge in meiner Regression hab ziehe ich komplementär alle anderen Formen gar nicht in Betracht. Wenn ich nen Scatterplot hinklatsche muss ich mich entscheiden ob ich linear skaliere oder z.B. logarithmisch. Zentrier ich alles um 0 oder schneid ich alles so ab dass die Punktwolke in der Mitte ist?

Zurück bei Journalismus: Die Auswahl und Betonung davon was als berichtenswert genommen wird allein konstituiert Narrative. Es gibt keine Neutralität, denn es gibt kein Bedeutungsnull. Eine mögliche positive soziale Funktion kann es eben sein diese Bedeutungskonstruktion in ein mehr oder weniger sinnvolles und reflektiertes Wertesystem einzubinden was dann eben auch kritisches Engagement mit verschiedenen Narrativen inklusive der eigenen Rolle dabei erfordern kann. Aber das geht halt nur gut wenn man anerkennt, dass man das macht.

Letztlich ist meine Frage aber kleiner: Woher kommt diese Sprachpraxis? Ist das ne fefe-Sache?

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[–] RQG 0 points 1 year ago

Bei mir kommt es einfach von meinem subjektiven Eindruck. Framing wird in der Presse derzeit vielfach sehr aggressiv und teilweise mit der Brechstange auf Berichte angewendet und dazu genutzt bestimmte Lesergruppen anzusprechen. Es geht um Klicks. Titel mit dämlichen suggestive Fragen. Immer in die gleiche Kerben wie schlagende provokante Titel, die sich bewährt haben. Diese Klick bait Titel, die versuchen Sonst was aus einer faktenlage zu ziehen, was da niemals drin steckt. Hauptsache Klicks.

Dabei fallen mir einige immer gleiche framings auf. Diese verschiedenen zusammenpassend geframten Nachrichten bilden zusammen dann meiner Ansicht nach schon ein narrativ. Eine stimmige oder durch das genannte aktiv eingesetzte framing stimmigkeit vortäuschende Geschichte eben.

So nehme ich zumindest derzeit weite Teile der Presse wahr.