this post was submitted on 27 Oct 2023
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[–] [email protected] 13 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (2 children)

Auch beim Thema Wartezeiten gehen die Einschätzungen der Bundespsychotherapeutenkammer und des G-BAs weit auseinander. Sie seien nicht so lang, wie von der Bundespsychotherapeutenkammer angegeben, sagt der G-BA und stützt sich dabei auf Zahlen des Verbands der Ersatzkassen. Einem Interessenverband von sechs Krankenkassen. Dort wird die Wartezeit auf einen Therapieplatz mit maximal 15 Tagen angegeben.

Hier ist mir als "Betroffenem" gerade so hart der Kamm geschwollen, dass ich schwerlich weiterlesen konnte. 15 Tage dauert es vielleicht, bis dir überhaupt mal ein Psychologe antwortet, dass er keine Zeit hat.

Ich spreche jetzt mal aus meiner semi-privilegierten Position heraus als jemand, der aufgrund diverser Gründe seit vielen Jahren den Maximalbetrag der GKV zahlt (wer es nicht weiß und sich fragt: das sind etwa 980 Euro im Monat). Es tut mir leid, aber dieses System ist komplett kaputt. Ich könnte für ein Drittel dessen, was ich gerade bezahle, sämtliche Leistungen plus Zusätze über die private Versicherung abdecken. Ich mache das nicht, weil sich ein Teil von mir noch solidarisch verpflichtet fühlt.

Allerdings lohnt sich die Nachfrage hier dennoch: ist dieses System überhaupt sinnvoll? Wenn einem als Kassenpatienten so viele Bürden auferlegt werden und man mitunter wirklich bis zu 12 Monate auf einen Therapieplatz warten muss, weil es das Prinzip von GKVs überhaupt gibt, dann empfiehlt sich hier doch mal zumindest der kritische Blick. Ich denke, dass derzeit eine völlige Schieflage zwischen Leistung und Anspruch besteht. Würde das einzig deshalb der Fall sein, um schwächer gestellte Teilnehmer der Gesellschaft zu stützen, dann wäre ich komplett kommentarlos an dieser Stelle. Aber als so jemand bekommt man ja gerade erst den letzen Schund, was die Versorgung angeht, was ich mehr zum Leid als zur Freud auch lange am eigenen Leib spüren durfte.

Ich mache daher jetzt mal einen wilden Vorschlag: ich würde lieber 500€ im Monat einfach so zahlen, damit die, die es sich nicht leisten können, adäquate medizinische Versorgung bekommen und mich darüber hinaus selbst absichern, als dieses System gerade jetzt zu stützen. Für mich ergibt das gerade genausowenig Sinn wie die gesetzliche Rente, die für alle U60 gerade eine komplette Nullrunde bedeutet.

Tut mir leid, wenn ich jetzt anecke mit vielen Dingen, die ich hier gerade nannte, aber das brennt mir seit Jahren unter den Nägeln und es fühlt sich zusätzlich zur realistisch betrachtet gottlosen Steuerlast in 2023 in diesem Land für mich einfach komplett kaputt an.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (3 children)

Hier ist mir als “Betroffenem” gerade so hart der Kamm geschwollen, dass ich schwerlich weiterlesen konnte. 15 Tage dauert es vielleicht, bis dir überhaupt mal ein Psychologe antwortet, dass er keine Zeit hat.

Zumindest für das Erstgespräch könntest du dir über den Terminservice der gesetzlichen Kassen unter Tel. 116117 einen Termin geben lassen. Je nach Bundesland funktioniert das auch online: https://www.116117-termine.de/

[–] [email protected] 8 points 1 year ago (1 children)

Genau das ist doch das Problem. Das verdammte Erstgespräch bekommt man schnell und dann steht man da und erfährt "ich nehme keine neuen Patienten" oder "in sechs bis acht Monaten hab ich wieder Platz".

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

Kannst du das vielleicht ein bisschen weiter ausführen? Welches Interesse hat man als Psychotherapeut:in, Erstgespräche anzubieten, wenn keine Therapieplätze frei sind?

[–] [email protected] 6 points 1 year ago (1 children)

Die Therapeutinnen und Therapeuten müssen pro Woche bei einem vollen Versorgungsauftrag in der Regel mindestens 100 Minuten und bei einem halben Versorgungsauftrag in der Regel mindestens 50 Minuten für psychotherapeutische Sprechstunden zur Verfügung stehen. Sie teilen ihre Erreichbarkeit der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung zur Information der Patientinnen und Patienten mit. Darüber hinaus sind Therapeutinnen und Therapeuten verpflichtet, freie Termine an die TSS ihrer Kassenärztlichen Vereinigung zu melden.

Weil sie es müssen. Am Ende eines solches Gespräches bekommt man dan meist Infos wie man am besten woanders fortfahren würde

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

Danke, das war mir so nicht bewusst. Grundsätzlich finde ich die Pflicht zur Meldung freier Termine nicht verkehrt, damit eine zentrale Vergabe und ein umfassender Überblick möglich ist. Auf der anderen Seite lösen die Mindestzeiten für Erstsprechsstunden selbst natürlich keine Probleme.

Aber das wirkt auf mich, als wäre man von einer Lösung, die dem Ursprungskommentierer das Herumtelefonieren erspart, nicht so weit entfernt.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Doch, leider schon

Wenn der Fall nicht sofort behandelt werden muss (ich nehme mal an Suizidalität oder sowas. In meinem Fall haben mittlere Panikattacken nur für ein paar Blätter Informationsmaterial gereicht. Therapeuten durfte ich mir dann selbst suchen. Erfolglos. Hab nach nem halben Jahr aufgegeben weil die Suche anstrengender war als die Panik.

Wenn man nicht selbst zahlt kann man ewig auf nen freien Platz warten.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Ah, ich wollte nicht die Probleme kleinreden, sondern fand nur die Infrastruktur überraschend okay. Eine zentrale Datenbank freier Termine ist ein solider Anfang.

Wenn keine Therapieplätze verfügbar sind, hilft aber natürlich auch die effizienteste und zentralste Terminvergabestelle der Welt nichts.

[–] [email protected] 5 points 1 year ago

Vielen lieben Dank für den Hinweis. Dem bin ich bereits nachgegangen, leider habe ich mich persönlich da überhaupt nicht ernstgenommen gefühlt. Es kam mir so vor, als müsste ich erst auf einer Brücke stehen und rumschreien, bevor man einem glaubt, dass es es einem gerade nicht sehr gut geht.

Mir hat man das auch mehr oder minder direkt gespiegelt mit dem Satz: "Also so depressiv wirken sie jetzt gar nicht auf mich" gefolgt von einem unfassbaren "ich würde mir das auch gut überlegen, denn wenn das erstmal in ihrer Akte steht, wird vieles schwieriger".

Hintergrund hier war, dass ich reflektiert habe, wie stark ich mich gerade von Stress und Burnoutsymptomen betroffen fühlte. Ist ein Jahr her und wurde seitdem schlimmer (Überraschung!).

Es fühlt sich wirklich so an, als würde man mit gebrochenem Arm ins Krankenhaus gehen und die würden nur sagen "Sie können doch noch laufen und einen zweiten Arm haben sie auch noch". Und das war nicht das erste Mal, dass ich mich so fühlte, als ich mich überhaupt überwinden und nach Hilfe fragen konnte. Daher kommt jedenfalls die Kritik am System meinerseits.

Ich hoffe das war nicht zu lang jetzt, ich finde einfach, dass es nötig ist, sowas mal zu benennen und ohne etwas Hintergrund ist das schwierig zu vermitteln.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Dafür braucht man einen Vermittlungscode.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Nur für bestimmte Fachärzte, nicht aber für z.B. Hausarzt, Augenarzt oder eben das psychotherapeutische Erstgespräch.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Bei anderen Fachärzten habe ich das nicht überprüft, aber was die Psychotherapie angeht, liegst du falsch.
Was dagegen spricht:

  1. Meine eigene Erfahrung.
  2. Es steht sogar auf der Website:

Mit einem Vermittlungscode können Sie eine Akutbehandlung oder probatorische Sitzung mit anschließender Psychotherapie vereinbaren.

https://www.116117.de/de/psychotherapie.php

[–] [email protected] 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Probier es halt aus. Die Seite ist wie alle Digitalangebote in Deutschland nicht geil, an anderer Stelle, z.B. unter https://www.116117-termine.de, findest du entsprechend einen gegenteiligen Hinweis. Bei der Terminbuchung selbst kannst du im Vermittlungscode-Feld einfach „nein“ auswählen.

Aber auch auf der von dir verlinkten Seite steht:

Es ist keine Überweisung notwendig. Wenn Sie selbst keine Psychotherapeutin oder keinen Psychotherapeuten finden, erhalten Sie Unterstützung mit einem Anruf bei der 116117.

Im Zweifel einfach anrufen. Ich will nicht bestreiten, dass es Probleme gibt, aber ein erstes Gespräch bekommt man eben schon.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Probier es halt aus.

Habe ich. Wie oben erwähnt, eigene Erfahrung und so. Ohne Vermittlungscode konnten die nicht viel machen. Ist für mich inzwischen auch obsolet, da ich nach über einem Jahr Wartezeit endlich mal einen Platz ergattern konnte.

Interessant, dass das da steht. Die wissen wohl selbst nicht, was sie brauchen und tun. Oo

[–] [email protected] 0 points 1 year ago

Zahle auch den Maximalbeitrag. Bei mir tatsächlich aus Faulheit, aber dennoch. Meinem Aussehen nach denken die meisten MFA oder Helferinnen meistens "ah, Anzug, Privatversichert" und gucken dann richtig doof wenn ich sage ich wäre Kassenpatient.
Werd dann auch oft weggeschickt und bekomme erst nach Monaten Termine.

Mit Rente hab ich schon lange abgeschlossen. Bin aber auch privilegiert, und brauche jetzt eigentlich schon nicht mehr Arbeiten.