this post was submitted on 23 Sep 2023
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Als Berliner kann ich dir sagen, dass guter ÖPNV nett ist, aber mit Robotaxis nicht konkurrieren kann. Mit ÖPNV musst du oft Umwege fahren, mit Wartezeiten umsteigen und eben alle 1-2 Minuten anhalten und warten. Und 100% Abdeckung hast du selbst in Berlin mit ÖPNV nicht. Schon außerhalb der Innenstadt wird's schnell mäßig.
Fahrrad fahren kannst du natürlich, aber das ist je nach Wetter, Distanz, gesundheitlichem Zustand und Betrunkenheitsgrad auch nicht so optimal.
Und ja, die Theorie, dass man alles durch Gehen in 10 Minuten erreichen kann, ist nett, trifft aber eigentlich (mit Abstrichen) nur auf die Innenstadt zu, die sich inzwischen eh kein Normalverdiener mehr leisten kann.
Eine autogerechte Stadt, die nicht auf ÖPNV optimiert ist, ist mit dem Auto schneller durchfahrbar. Überraschend. Noch schneller würde es übrigens gehen, wenn du einfach als einziger in Berlin Auto fahren dürfest und es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gäbe. Vielleicht wäre das also eine sinnvolle Art, eine Stadt zu gestalten?
Das ist keine Theorie, sondern ein Design, das absolut möglich ist, wenn man es denn stadtplanerisch zulässt.
Wird halt immer der Fall sein, außer du schaffst Straßen ganz ab. Ich hab hier jetzt auch nicht gegen ÖPNV oder bessere Stadtplanung generell argumentiert, sondern wollte erläutern, warum Robotaxis auch in Städten durchaus eine Rolle spielen können und werden (wenn sie denn technisch möglich und billig genug werden).
Hab ich auch absolut kein Problem mit, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das in meiner Lebenszeit in (ganz) Berlin umgesetzt wird, sehe ich als äußerst gering an. Ob's in anderen deutschen Städten mit besserer Verwaltung was wird, werden wir sehen. :)
Nein, man kann Straßen auch einfach der Stadt - sprich ihren Bewohnern - zurückgeben, statt sie für abzusperren, damit Autos freie Fahrt haben.
Was können Robotaxis denn, was Leihfahrräder nicht können?
Ziele richtet man danach aus, was man will, nicht danach, was man jetzt sofort haben kann.
Du ignorierst an der Stelle halt, warum sich Autos überhaupt durchgesetzt haben. Wir hatten den Zustand mit gutem ÖPNV und besser für Fußgänger geplanten Städten ja bereits - bevor es Autos als Massenware gab. Die fanden die Menschen so viel besser als den Zustand davor, dass sie Straßenbahnen rausgerissen und komplette Städte dafür umgebaut haben. Ich denke, wir können es mit guter Planung schaffen, Autos wieder zurückzudrängen, aber sie als Option ganz vom Tisch zu nehmen wird eher nicht passieren. Und Robotaxis sind jedenfalls mir dann lieber als private Karren, die 90% der Zeit in der Gegend rumstehen.
Davon abgesehen, dass sie schneller sind, mehr transportieren können, wetterfest sind ... frag das mal bitte einen Rollstuhlfahrer.
Wollen kann man vieles, die Realität muss man dabei aber leider auch beachten. Ich denke, wir haben ähnliche Ansichten, ich bin nur nicht so optimistisch wie du, dass Menschen auf Autos verzichten wollen. Und ich kann auch nachvollziehen, warum das so ist.
Aus dem selben Grund, warum sich Atomwaffen durchgesetzt haben: Weil es nicht rechtzeitig gelungen ist, verbindliche Regeln durch eine höhere politische Institution durchzusetzen. Bei den Atomwaffen war es nur eben ein systemisches Problem, bei den Autos war es Unwissen.
Das ist so nicht ganz richtig. Damals hatte man erstens noch kein Verständnis dafür, was Autos für Probleme auslösen. Außerdem war das Auto seit jeher vorallem gleichbedeutend mit dem Traum vom Reichtum, deswegen binden sich Entwicklungsländer ja selbst jetzt auch noch, obwohl die Probleme inzwischen so offensichtlich sind, immer noch diesen desaströsen Klotz ans Bein. Aber der wichtigste Grund ist eigentlich, dass Mobilitätsmodi ein Paradebeispiel für Marktversagen sind. Verkehrspolitik ist Angebotspolitik. Es wird das genommen, was verfügbar ist. Aber wenn das Auto verfügbar ist, führt es zu objektiv suboptimalen Ergebnissen - wenn man Stau, Lärm, Dreck, und Kosten in Zeit und Geld negativ bewerten möchte.
Sie sind nur schneller, weil ihre Kosten externalisiert werden. Ampeln zum Beispiel, gibt es nur, weil Autos an dieser Stelle vorbeikommen und nach Regulation fordern, weil Autos qua ihrer Natur anders als Fußgänger oder Radfahrer unfähig zur Selbstregulation sind. Die eigentlich logische Konsequenz aus diesem Nachteil des Autos ist, das Auto allen anderen Verkehrsträgern unterzuordne. Das Gegenteil passiert. Damit werden die Zeitkosten, die Autos verursachen, auf andere umgelegt. Man inzentiviert das Marktversagen auch noch.
Sie können oft mehr transportieren als ein Fahrrad. Aber wie oft tun sie das? Das meiste, was du mit nem Robotaxi abdecken würdest, könntest du sehr wohl mit einem Leihrad abdecken. Wenn Gepäck dazu kommt eben mit einem Lastenmodell.
Halte ich für ein Scheinargument. Menschen schaffen es auch vom Parkplatz zur Tür. Das ist also in erster Linie ein Frage des Willens, aber ja: Geschenkt. Das Ding ist, das kann man über eine Stadt der kurzen Wege und Kabinenfahrzeuge vollkommen abdecken.
Autofreundliche Infrastruktur ist behindertenfeindliche Infrastruktur.
Wie stellst du dir denn dieses Taxi vor was ohne Wartezeiten auskommt? Es fahren lauter lehre Taxis alle 20m über alle Haupt- und Seitenstraßen die dir exklusiv zur Verfügung stehen?
Wo hab ich behauptet, dass es keine Wartezeiten gibt? :p In der Tendenz weniger als beim ÖPNV halt. Und da, wo man lang auf ein (Robo)Taxi wartet, wird die Versorgung mit ÖPNV auch nicht besser sein.
Im Gegenteil. Gerade da wo die Versorgung mit Individualverkehr schlecht ist wird die Versorgung mit ÖPNV sehr gut sein, z.B. wenn ein Großereignis endet.
Ich sprach jetzt eher von dünn besiedelten Gegenden.
Ich habe auch nicht dafür argumentiert, ganz auf ÖPNV zu verzichten. Der hat definitiv seine Daseinsberechtigung, insbesondere wenn sehr viele Menschen zur selben Zeit so grob in dieselbe Richtung müssen. Er ist aber eben nicht die beste Lösung, wenn man es z.B. eilig hat, zu ungewöhnlichen Zeiten unterwegs ist oder an einen Ort (oder davon weg) will, an den nicht viele Menschen zur selben Zeit wollen und ergo die ÖPNV-Abdeckung eher gering ist. Und daher wird es eben auch in Städten Nachfrage für Robotaxis geben. Und zumindest mir ist an der Stelle lieber, die Leute, die das brauchen/wollen, nutzen ein Robotaxi statt ein eigenes Auto zu unterhalten.
tl;dr: Städte sind keine Lösung, die Robotaxis überflüssig macht, was die Behauptung war, auf die ich geantwortet habe.