Ich pendle mit dem Rad zur Arbeit und ich muss einfach mal die Frage stellen: Was bitte ist mit den Fußgängern los? Ja, ich weiß, schwächste Verkehrsteilnehmer, ja, ich weiß, rücksichtsvolles und vorausschauendes Fahren und ich habe auch keine Unfälle gebaut. Aber wieso verhalten sich diverse Fußgänger denn wie selbstmörderische Lemminge?
In meiner Stadt gibt es viel Fahrradverkehr. Und es gibt auch diverse Hauptradrouten und Radwege, über die sich der Radpendelverkehr durch die Stadt schiebt. Dort ist gerade zu den Stoßzeiten auch richtig was los. Ich hab sogar schon Fahrrad-Staus erlebt und es fließt ein stetiger Strom an Radfahrern über die entsprechenden Radwege.
Aber trotzdem erlebe ich praktisch täglich die wildesten Dinge mit Fußgängern. Die plötzlich, nachdem 12 Radfahrer innerhalb der letzten Minute auf dem Radweg an ihnen vorbeigefahren sind einen Ausfallschritt nach links auf den Radweg hüpfen ohne sich umzugucken. Die mit Noise Cancelling-Kopfhörern unterwegs sind, auf das Handy starren und ohne zu gucken oder anzuhalten quer über die stark befahrenen Radwege laufen wie die Zombies. Oder die die Spur nicht halten und einfach seitlich rüber torkeln. Die zu zweit nebeneinander auf dem Hauptradweg zur Pendlerzeit laufen. Die auf die Idee kommen, mit Kinderwagen auf dem Radweg zu warten, um ohne Ampel eine vierspurige Straße mit Straßenbahn in der Mitte zu queren. Die auf eine wartende oder nichtwartende Straßenbahn aus dem Hauseingang über den Radweg sprinten ohne zu schauen, ob da gerade ein Rad kommt. Oder die dann auf die Idee kommen, dass es a) eine gute Idee ist, seinen Hund auf einem Radschnellweg Gassi zu führen und b) die Leine quer über diesen spannen c) im Dunkeln. Ich fang gar nicht weiter mit Hunden an.
Und das ist auch kein Phänomen, das man nur auf dem Rad erlebt. Radwege sind besonders furchtbar, weil diese baulich seltener von Fußwegen getrennt sind. Ich hab es aber auch mit dem Auto schon mehrfach erleben dürfen, dass Leute mit Kopfhörer und Blick auf das Handy quer über die Straße laufen, ohne einen einzigen Blick in den Verkehr zu werfen. Motto "Die werden schon bremsen". Das trifft einen auch als Fußgänger selbst - da fährt man auf einer vollen Rolltreppe, vor einem proppevoll, hinter einem proppevoll und dann gibt es Kandidaten, die unten am Fuß der Rolltreppe einfach stehen bleiben, ihren Koffer abstellen und sich umschauen während die 50 Leute hinter ihnen nicht von der Rolltreppe kommen.
Ich rede hier nicht über Kleinkinder, Betrunkene oder senile Rentner mit Rollatoren und grauem Star, sondern über erwachsene Menschen, die irgendwie nicht wie Flipperkugeln in den Straßenverkehr schleudern sollten. Ich rede auch nicht über Fußgänger irgendwo im Nirgendwo, wo alle 4 Stunden ein Radfahrer vorbeikommt. Sondern über Leute, an denen in den letzten 3 Minuten 20 Fahrräder vorbeigefahren sind und die trotzdem wie ein Lemming in den Verkehr laufen. So als ob ihr an so einem Radweg an einer Hauptverkehrsstraße fahrt, ihr schon von 80 Autos überholt wurdet und dann einfach so ohne Blick nach hinten zum Linksabbiegen quer über die Fahrbahn zieht. Volle Autobahn, alle Spuren proppevoll, aber dann ohne blinken und Blick in die Spiegel rausziehen.
Also: Wir reden hier viel über Autofahrer, aber was bitte ist mit unseren Fußgängern los?