this post was submitted on 24 Jul 2023
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Finanzen

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Hallo zusammen!

meine Freundin und ich sind im Moment an einem Haus zur Eigennutzung interessiert. Wir würden beim Preis gerne noch verhandeln.

Der Verkäufer hat letztes Jahr ein Sachwertgutachten machen lassen. In dem Gutachten wird ein optimaler Verkaufspreis ca. 7% über dem ermittelten Sachwert empfohlen. Das war gegen Ende der Nullzinsphase.

Jetzt liegt der Angebotspreis genau beim Sachwert, der Verkäufer ist also minimal mit dem Preis runtergegangen. Wir würden gerne mit den deutlich gestiegenen Zinsen argumentieren und den Preis noch etwas drücken wollen. Wir sind offenbar auch seit längerer Zeit die ersten Interessenten.

Damit kämen wir aber mehr oder weniger deutlich unter dem Sachwert raus und ich gehe davon aus, dass der Verkäufer da mauern wird.

Meine Frage: ist es grundsatzlich üblich, dass ein Haus auch mal unter dem Sachwert verkauft wird? Und ist das in der aktuellen Marktsituation auch realistisch?

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[–] [email protected] 5 points 1 year ago

Natürlich kann ein Haus unter Sachwert verkauft werden. Das haben die Kommentare ja schon gezeigt.

Meine persönliche Erfahrung: Wir haben ein Haus im Umland einer fränkischen größeren Stadt gehabt - war ein kleiner Hof mit Nebengebäuden, bisschen Wiese für Pferde, Kinder, Hunde, viel Platz. Da haben wir über ein Jahrzehnt viel Geld und Arbeit investiert.

Als die Kinder groß waren, wollten wir uns verändern. Letzte Modernisierung etc. war knapp 5 Jahre her. Laut Gutachten, Banken und Maklern lag der Sachwert in Richtung einer Million Euro. Wer also so ein Gebäude mit Nebengebäuden etc. hätten bauen wollen, hätte zum Verkaufszeitpunkt das Geld in die Hand nehmen müssen (oder entsprechend Eigenleistung aufbringen).

Der Marktpreis lag deutlich niedriger. Hätte es direkt am Stadtrand gelegen, wäre auch ein deutlich höherer Erlös möglich gewesen (Lage, Lage, Lage).

Die Fragen sind diese: Muss der Verkäufer verkaufen? Wohl eher nicht. Er kann es sich leisten, auf einen Käufer zu warten, der seinen Preis (oder annähernd diesen Preis) bezahlt.

Müsst ihr kaufen? Wohl auch nicht. Ihr könnt also "pokern".

Wollt ihr kaufen? Sprich - hat das Haus einen Unique Buying Point, den es nur dort gibt? Vielleicht die Tiefgarage, den Indoor-Pool, den Raum für deine Schreinerwerkstatt oder dein Fotostudio? Dann ist es den hohen Preis vielleicht wert.

Vereinfacht gesagt unter dem Strich: Sachwert sind Herstellungskosten. Marktwert ist der Preis, den jemand zu bezahlen bereit ist.

Irgendwo dazwischen pendelt der Verkaufswert sich ein - also entweder über oder unter Sachwert.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Ich würde auf jeden Fall handeln. Bietet einen Preis darunter. 100k ist immer zu viel, 50k weniger passt eigentlich. Dann kann man sich eventuell annähern.

Ich sehe das aus psychologischer Sicht. Wenn ihr den Preis sofort zahlt haben beide ein dummes Gefühl. Der Eine: Ich hätte mehr verlangen können. Der Andere: Ich habe zu viel gezahlt. Also auf jeden Fall handeln, sonst ärgert ihr euch jahrelang noch des verpassten Versuchs.

So ganz generell: Es kommt tatsächlich nicht aufs eigentliche Argument an. Da habe ich schon die dümmsten Dinger gehört (2 gekauft, 1 verkauft) Es kommt auf die Zahl und den “Stil” an.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago

Geht uns eher darum, dass wir nicht zu viel bezahlen wollen, wenn der Marktwert aktuell eigentlich niedriger sein müsste.

Im Zweifel müsst ihr eben ein neues Gutachten in Auftrag geben, oder den Weg über einen Makler gehen, der dann seine "Experten" Meinung dazu gibt. Rechner im Internet sind leider nicht verlässlich. @[email protected] hat es schon sehr gut beschrieben. Im Worst Case ist der Verkäufer halt von eurem seiner Meinung nach zu niedrigen Angebot beleidigt und will gar nicht mehr verkaufen, aber so ist das eben nun mal. Der Sachwert spielt eben nun mal überhaupt keine Rolle, auch wenn der Verkäufer das vielleicht anders sieht. Der eigentliche Wert der Immobilie ist eben nur höchstens das, was jemand anderes bereit ist dafür zu bezahlen, auch genannt Marktwert. Klar kannst du versuchen über gestiegende Zinsen zu argumentieren oder noch andere Argumente anbringen, z.B. Zustand. Aber eigentlich müsst ihr euch nicht für eueren gebotenen Preis rechtfertigen, genau so wenig wie sich der Verkäufer für seinen Verkaufspreis rechtfertigen muss.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Der Marktwert ist eben auch das, was ihr dafür bezahlt. Bei Immobilien ist immer ein großer Grad an Schwankung drin, weil diese jeweils einzigartig sind. Ob ihr heute 100k "verschenkt" ist auch zweitrangig, wenn die Preise in ein paar Jahren vielleicht wieder höher sind, und ihr dann "Martkwert" mehr bezahlt.

Wenn ihr keinen Druck habt, dann probiert es. Mehr als "Nein" sagen kann der Verkäufer auch nicht. Falls ihr irgendwo auf dem Dorf kauft, müsst ihr natürlich damit rechnen, dass sich das rumspricht und damit leben können. Erfahrungsgemäß ist es aber immer schwierig aus der Stadt aufs Dorf zu ziehen, und dort innerhalb der ersten zwei drei Generationen dazuzuzugehören. Das ist aber noch mal ein Thema abseits von der Preisfrage.

Letztlich noch mal der Tipp, dass es bei dem Eigenheim darum gehen sollte, dass ihr ein Haus habt, mit dem ihr glücklich seid und euren Lebensentwurf leben könnt. Es ist keine reine Investition, die nur Rückflüsse generieren soll.

[–] Sivar 2 points 1 year ago

Wenn ihr seit längerem die ersten Interessenten seid und es womöglich noch Renovierungsbedarf gibt, sind das schon mal sehr gute Voraussetzungen.

Wenn man dann noch das steigende Zinsniveau nimmt, sieht es noch besser aus mit dem Marktwert, weil der sich wenig an einem imaginären Sachwert richtet, sondern hauptsächlich nach dem Zinsniveau und der Höhe der fälligen Raten bei einer Finanzierung.

Letzteres findet allerdings zeitversetzt statt, also bei steigenden Zinsen wie jetzt dauert es eine Weile bis der Marktwert nachzieht - auch weil lange nur wenige Häuser auf dem Markt waren und erstmal viele kaufen.

Unterm Strich… je länger ihr wartet in der aktuellen Lage, desto eher sinkt der Preis, aber auch die Raten steigen.

Rechnet doch mal grob aus, wieviel man an Modernisierung reinstecken muss damit man energetisch auf dem neusten Stand ist, und was vergleichbare moderne Häuser in eurer Gegend kosten. Der Preis minus Modernisierungskosten könnte euch auch als möglicher Marktwert auch bei Verhandlungen helfen.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Wie steht das Haus deiner Meinung nach heute da - besser als vor einem Jahr oder schlechter?

Der Zustand des Hauses ist zumindest nach meiner Einschätzung nach wie vor einwandfrei. Das einzige was sich geändert hat, sind die Rahmenbedingungen. Die Leute, die fast ohne Eigenkapital Mondpreise bezahlen konnten, dank historisch niedriger Zinsen, sind jetzt alle raus. Die können das Haus heute nicht mehr finanzieren. Dementsprechend scheint es aktuell auch nicht viele Interessenten für das Haus zu geben.

Wir können uns das Haus auch bei hohen Zinsen leisten, weil wir einen sehr hohen Anteil Eigenkapital haben (ca. 60%) und damit nicht mehr viel finanzieren müssen, da scheinen wir aber eindeutig zu einer Minderheit zu gehören.

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