this post was submitted on 29 Feb 2024
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DACH - jetzt auf feddit.org

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So. Ich hab meinen ~~Kaffee~~ Tee getrunken, beruhigt habe ich mich jetzt nicht.


Ich scrolle durch Feddit, da vibriert mein Handy, der Name "Mama" steht auf dem Display. Das kann zwei Sachen bedeuten: Entweder ist irgendwas schlimmes passiert oder sie braucht wieder Hilfe mit irgendwas technischem. Für sie ist meistens beides das Gleiche. Ich nehme den Anruf an.

"Hey Mama, was gibbet?"

Bisschen Smalltalk, wie geht's uns allen, blabla.

"Treasure, ich brauche zum ersten März ein 49-Euro-Ticket, kannst du mir das morgen einrichten?"

"Ich bin morgen auf Arbeit, aber wenn du kurz deinen Laptop anschaltest, kann ich das schnell für dich machen"

Hier denke ich noch, dass das eine Sache von fünf Minuten wird. Ich hab das schon zweimal für sie gemacht. Ich schmeiße RustDesk an und verbinde mich mit ihrem Laptop. Öffne Firefox, navigiere zu bahn.de und logge mich als sie ein. Tickets und Angebote, Deutschland-Ticket, jetzt buchen. Gültigkeit auswählen, persönliche Daten angeben (Warum muss man das als angemeldeter Nutzer eigentlich tun, wenn alle Daten schon im Konto hinterlegt sind??) und IBAN eintackern. So wie es bisher immer geklappt hat.

Innerlich widme ich mich schon wieder meinem Feddit-Feed, da erscheint eine nette kleine Seite. Sie fordert mich auf, die persönlichen Daten meiner Mom zu verifizieren. Die Optionen die zur Auswahl stehen: Irgendeiner Seite, deren Namen ich noch nie vorher gehört habe, die Login-Daten für das Online-Banking meiner Mom geben oder irgendeiner Seite, deren Namen ich noch nie vorher gehört habe, den Ausweis meiner Mom zeigen.

Warum. WARUM SEID IHR SO?? Allein der Fakt, dass man das Deutschland-Ticket nur als Abo kaufen kann und dass die DB bei der Bestellung ein Lastschriftmandat mit einhergehender, zwingend erforderlicher Bonitätsprüfung verlangt, lässt meinen eh schon zu hohen Blutdruck ins noch ungesundere Maß steigen.

Da ich keinen Bock habe, den Bestellprozess jetzt abzubrechen und das gleiche Prozedere morgen nach der Arbeit wiederholen zu müssen, versuche ich, meine Mom durch den Verifizierungsvorgang mittels Personalausweis zu leiten. Dazu sollte ich erwähnen, dass meine Mom in dem Maße technisch versiert ist, dass wenn ich ihr sage, dass sie ein Foto von ihrem Personalausweis machen soll, sie ihn flach an die Rückseite ihres Handys hält und sich aufregt, dass es nicht funktioniert. Kaum eine Minute später seufze ich leise, bitte sie, ihr Handy mit ihrem USB-Kabel an ihren Laptop anzustecken und starte Vysor. Nach einigem Hin und Her, wie eine Kamera denn nun funktioniert, kann es endlich losgehen.

Erster Versuch: Wir sind fast fertig, da höre ich durchs Telefon den Klingelton meiner Mom. Ein wenig Latenz später erscheint auch auf dem geklonten Handy-Bildschirm der Name "Andrea" [geändert] und zwei auf- und abspringende Telefonhörer. Meine Mom lehnt den Anruf ab, aber kurz bevor wir den Verifizierungsprozess abschließen können, sagt sie die verhassten Worte "warte mal kurz", schließt den Browser und schreibt Andrea auf WhatsApp, dass sie gleich zurückruft. Joa. Zwei weitere Versuche und viele Nerven später haben wir es geschafft, sowohl die Vorder- und Rückseite des Ausweises sowie ein Selfie aufzunehmen. Statt mich nach der erfolgreichen Verifizierung zurück auf die Bahn-Bestellseite zu bringen, möchte mich die Seite auffordern, einen Account anzulegen. Diggah. Ich bete, dass ich keinen Account anlegen muss und gehe zurück zur Bahn-Seite, um nochmal den Verifizierungs-Button zu drücken. Gottseidank muss ich keinen Account anlegen und insgeheim bin ich froh, nebst AdBlocker nicht auch noch CookieAutoDelete bei meiner Mom installiert zu haben.

Der Bestellvorgang ist abgeschlossen, aber die Arbeit ist noch nicht vollendet. Natürlich muss ich das Ticket noch in der DB Navigator-App hinzufügen, weil es für die Bahn technisch zu anspruchsvoll wäre, ein mit dem Account gekauftes 49-Euro-Ticket direkt in der App hinzuzufügen. Nachdem ich das Ticket in der App eingepflegt habe, logge ich mich noch kurz ins Abo-Portal ein, um das Ticket direkt wieder zu kündigen. Schließlich will meine Mom es nur für einen Monat, aber ohne Abo keine Chance. Nach den ganzen Strapazen auf dem Weg hierher ist die Kündigung erstaunlich einfach. Kaum bin ich damit fertig, tönt schon wieder der Klingelton durch's Mikrofon.

"Ich glaube, Andrea will mit dir reden. Es ist alles erledigt, ich geh dir aus der Leitung. Hab dich lieb!"

Eine halbe Stunde später dankt mir meine Mama über Telegram und ernennt mich zu ihrem Held des Tages. Ich lächle ein bisschen in mich hinein. Leider vermiest mir der Gedanke, dass nicht alle technik-unaffinen Menschen jemanden haben, der ihnen bei so etwas hilft, schnell wieder die Laune.


WER HAT SICH DAS AUSGEDACHT? WIE ZUM FICK SOLLEN OMA UND OPA SICH SO EIN TICKET BESORGEN, WENN SIE VIELLEICHT NICHT MAL EINEN COMPUTER ODER EIN HANDY HABEN? UND DANN NOCH DIESE GANZE FUCKING SCHIKANE MIT LASTSCHRIFT UND BONITÄTSPRÜFUNG UND IDENTITÄTSPRÜFUNG. ACH, UND EIN ABO MUSS ES AUCH ZWINGEND SEIN. WARUM HABEN WIR EIGENTLICH NOCH KEINE LACK-LIEFERENGPÄSSE???

Ich brauche noch nen Tee.

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[–] Phoonzang 13 points 8 months ago

Ja, die Bahn ist echt der letzte Ort, wo man das D-Ticket kaufen sollte. Ein bisschen beschleicht mich das Gefühl, dass das aber Methode ist, weil die Bahn eigentlich mit Nahverkehr nix am Hut haben will.

Ich hab's einmal da gemacht, als ich an einem 15. eines Monats absehen konnte, dass sich das gegenüber Einzeltickets lohnen wird. Doof nur dass das Abo am 10. des Vormonats gekündigt werden muss, ich in der Konstellation dann also zwei Monate bezahlen musste. Mir kann einfach niemand erzählen, dass es irgendeinen technischen oder administrativen Grund dafür gibt, dass man zwanzig Tage Vorlauf für die Kündigung braucht. Bei 30(31) Tagen Laufzeit. Da wirken die sechs Wochen Kündigungsfrist der Bahncard noch geradezu plausibel. Bei jedem anderen Anbieter würde man das als Anfälle bezeichnen.