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Gemütlich gelesen sieht die Geschichte des Aktienmarktes einfach aus: Man sollte divers investieren und dann Geduld haben, komme, was wolle. Das sieht allerdings nur deshalb einfach aus, weil die Vergangenheit immer einfach aussieht. Schließlich wissen wir im Rückblick bereits, dass alles wieder gut wurde. Wir denken immer, dass wir kühl und souverän durch alle Krisen gesteuert hätten, wenn wir ohne Risiken im Markt im gemütlichen Sessel über dessen Absturz vor Jahren lesen. Wenn die Krisen dann aber real durch den Alltag wehen, wird es schwierig, den ganzen "also-ich-würde-da"-Vermutungen tatsächlich zu folgen.
Investorenmentor Benjamin Graham sagte schon vor über einem halben Jahrhundert: "Das Hauptproblem jedes Investors – und sogar sein größter Feind – ist wahrscheinlich er selbst." Die Mechanismen des Marktes sind jedem professionellen Anleger bekannt. Trotzdem schaffen es je nach Anlagen-Zeitraum 80 bis 93 Prozent dieser hochgebildeten, hochbezahlen Menschen nicht, die Rendite des Marktes zu schlagen, weil sie in die menschlichen Fallen tappen, also in Krisen verkaufen. Selbst wenn sie das selbst nicht tun würden, zwingen ihre Anleger-Kunden sie oft dazu, weil sie in Krisen verlangen, dass etwas aktionistisch getan wird, wenn es gerade am dümmsten ist, etwas zu tun. Diese Grundprobleme nebst deren Implikationen kennen Laienanleger genauso. Danach zu handeln, fällt jedoch allen schwer.