this post was submitted on 12 Aug 2023
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Unwahre Erzählungen

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Ernsthaft, wieviel Lack säuft der Mann, wenn Onkel Hotte ihm nun schon Märchen erklären muss?

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[–] [email protected] 14 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Also seit der neolithischen Revolution vor 15.000 Jahren? Naturromantik, sag ich ja.

Nope.

Die gemeinsame Geschichte von Wolf und Mensch war anfangs durchaus positiv geprägt. Höhlenmalereien beweisen, dass schon vor 50.000 Jahren, möglicherweise noch früher, Menschen begannen, sich für Wölfe zu interessieren und ihr Verhalten zu beobachten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bereits vor 14.000 bis 16.000 Jahren die ersten Wölfe vom Menschen aufgezogen und als Haustiere gehalten worden sind. Damit nahm die Erfolgsgeschichte des Hundes, des ersten vom Menschen domestizierten Tieres, ihren Lauf.

In fernen Epochen und Kulturen spiegeln Geschichten über den Wolf oftmals auch das Bild, das sich der Mensch von der Natur, den Tieren und sich selber machte, wider. So gab es in Jäger- und Sammlergesellschaften meist eine friedliche Koexistenz von Mensch und Wolf. Der Wolf wurde als geschickter Jäger bewundert und hatte als soziales Tier Vorbildfunktion. In einigen Indianerstämmen Nordamerikas wurde der Wolf als Bruder betrachtet und galt als mächtig und weise. In manchen Clans wurde er sogar als Urvater- oder Mutter des Stammes angesehen. Hier stellte er ein Symbol der Schöpfung dar. Etliche Kulturen leiteten ihre Herkunft der Legende nach vom Wolf ab, so z.B. die Turkmenen, Usbeken, Hunnen und Türken. In der Geschichte der Mongolen ist der Wolf der Schöpfer des großen Dschingis-Khan. Auch in den griechischen Göttersagen sowie in der germanischen bzw. nordischen Mythologie spielt die Figur des Wolfes häufig eine wenn auch zwieträchtige Rolle.

Erst mit Beginn der Viehhaltung änderte sich die Einstellung zum Wolf grundlegend und wurde der Wolf bei uns zum Symbol des Bösen. Bis ins frühe Mittelalter hielten sich in Mitteleuropa stabile Wolfsbestände. Die zunehmende Waldrodung und Weideviehhaltung führte zunächst zur Bestandszunahme des anpassungsfähigen Offenlandjägers durch Bereitstellung leicht zugänglicher Beute. Auch wenn ein Wolfsangriff auf das wertvolle Vieh eine ernste Bedrohung für viele Bauern darstellte, war der Jagddruck derzeit noch gering, da entsprechende Mittel fehlten und die Jagd Feudalherren vorbehalten blieb. **Mit dem Beginn der offenen Viehhaltung und der Waldweide im ausgehenden Mittelalter, bei der das Vieh vollkommen ungeschützt zur Buchecker- und Eichelmast in den Wald getrieben wurde, nahmen die Nutztierverluste zu. Die Einstellung der Bevölkerung wurde zunehmend von Angst geprägt. Eine organisierte Bekämpfung des Wolfes setzte infolge dessen ab dem 15. Jahrhundert ein. Im 16. und 17. Jahrhundert erreichte die Wolfsjagd ihren Höhepunkt.

Also nein, nicht seit 15.000 Jahren, sondern frühestens seit dem 15. - ernsthaft seit dem 16. Jahrhundert in einem Maße, das den Wolf gefährdet, das sind dann schon viel weniger Jahre.

Wir haben übrigens schon immer unseren Müll einfach in die Landschaft geschmissen. Sollen wir das weiter machen, wie bei den Steinzeitmenschen, oder damit aufhören weil wir unseren Lebensraum damit zerstören? Ich denke wir haben uns zum Glück weiterentwickelt, jedenfalls die meisten.

Die Frage ist ob wir den Wolf komplett ausrotten wollen, obwohl wir ihn uns leisten könnten und ob wir in Verhaltensweisen des 15. Jahrunderts zurückfallen wollen, wo Herr Aiwanger anscheinend noch lebt.